Hier der neunte Teil des Tagebuchs auf Deutsch. Viel Spaß!
Do 25.2.2016 Das 7-Seen-Gebiet
Na sowas, es ist bedeckt! Das kenne ich schon gar nicht mehr. Und mit 13°C auch recht kühl und zudem windig, sodass ich alle meine Reißverschlüsse zumache. In Richtung Norden sieht es das Wetter schon besser aus und so freue ich mich schon auf das 7-Seen-Gebiet, nachdem ich mich herzlich von Gisell, der Hostelbesitzerin, verabschiede. Die nun folgende Strecke ist für mich eine der schönsten bislang in Argentinien.
Kurven, toller Belag, atemberaubende Landschaft und jetzt kommt sogar die Sonne langsam hervor! In San Martin de los Andes mache ich Halt an einer Confitería und gönne mir einen ausgezeichneten Kaffee und ein mächtiges Stück Kuchen. Ab hier wird es leider etwas eintöniger und Junin de los Andes ist in meinen Augen längst nicht so pittoresk, wie es in den Reiseführern beschrieben ist. Nach 15km geht es auf die Schotterpiste (RP23). Und schlagartig ändert sich auch wieder der Fahrspaß.
Die Straße führt zumeist am Fluss Río Aluminé entlang und bietet malerische Bilder. Lediglich an Übernachtungsmöglichkeiten mangelt es ein wenig. Bald komme ich an einen kleinen Abzweig durch ein geöffnetes Tor, der sogar im Navi eingezeichnet ist und folge diesem steil bergauf. Arme Flecha Negra hat einiges zu tun. Dafür ist es hier paradiesisch und ein geeigneter Zeltplatz bald gefunden.
Himmlisch diese Ruhe. Schnell steht das Zelt und ich koche mir Gemüse mit Thunfisch und Käse. Anscheinend will der aufkreuzende Esel auch etwas haben. Als ich mich ihm nähere, nimmt er dann Reißaus. Und selbst die Kühe lassen mich hier in Ruhe. Es ist schon dunkel, da kommt doch tatsächlich der Besitzer mit seinem 4×4 flott hochgefahren und hält bei mir an. Ich komme ihm entgegen und frage ihn höflich, ob ich eine Nacht hier bleiben kann. Er willigt sofort ein und wir kommen ins Gespräch. Die Sterne kommen hervor und der noch fast volle Mond sagt mir Gute Nacht. Ein herrlicher Tag!
Fr 26.2.2016 So hilfsbereit
In der Nacht kommen ein paar Tropfen vom Himmel, jedoch als ich am Morgen das Zelt öffne, strahlt die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Voller Vorfreude mache ich mich wieder auf die Ruta Provincial 23 (RP23), die so abwechslungsreich und schön ist, dass es unentwegt so weiter gehen könnte.
Bald komme ich in den Ort Aluminé und fülle mein Wasser am Fluss wieder auf. Kaum wieder am Motorrad zurück hält hinter mir ein Pick-Up. Ein Mann in meinem Alter steigt aus. Er sagt, er hätte mich von der anderen Uferseite aus gesehen und sei herüber gekommen, da er dachte ich habe eine Panne. Ich bin sprachlos, bedanke mich vielmals und wünsche ihm einen schönen Tag. Irgendwann mündet leider diese schöne Straße in die asphaltierte RN245, auf der ich mich an den Straßenrand stelle, um wieder den Luftdruck zu erhöhen. Ich habe das Ventil noch nicht geöffnet – und aufgrund meiner Ohrstöpsel das Auto auch nicht gehört – steht ein Mann neben meinem Vorderreifen und fragt mich, ob er mir bei der Reifenpanne helfen könne. Fassungslos ob solch großer Hilfsbereitschaft bedanke ich mich auch bei ihm sehr herzlich für dieses sofortige Angebot, woraufhin auch er beruhigt weiterfährt. Echt klasse! Anstatt mich auf die RN40 zu schlagen, nehme ich erneut eine kleine Seitenstraße RP21. Ein Abstecher über die RP26/27 bringt mich ins Reich der Mapuche und ihr Skigebiet in Caviahue.
Entsprechend menschenleer ist es hier im Sommer. Die Landschaft ist erneut sehenswert und langsam wird es dunkel. Auf über 1.200m finde ich einen geeigneten Platz nahe der Straße, die glücklicherweise hier oben so gut wie nicht befahren ist. Ich zünde ein Lagerfeuer an und genieße die sternenklare Nacht!
Sa 27.2.2016
Trotz der Höhe war die Nacht nicht kalt und die wärmende Sonne lässt die Temperatur schnell auf über 20°C steigen. Weiter auf der RP21 erreiche ich El Cholar, von dort aus es auf der RP6 nach Chos Malal geht. Dort stoße ich wieder auf die geteerte RN40. Ab jetzt beginnt ein Kurveneldorado, das mich in einen Rausch versetzt. Dazu die wunderschöne Landschaft. Herrlich! Leider ist rund 100km vor Malargüe damit Schluss, denn ab hier beginnen die Bauarbeiten. Und das bedeutet viele Spuren im groben Schotter gepaart mit Sand. Volle Konzentration ist gefordert, sodass es im Augenblick auch relativ egal ist, wie es außen herum aussieht. Eine kleine Abwechslung bietet ein beeindruckender Canyon,
den das Wasser in Millionen von Jahren dort hat entstehen lassen.Auch eine Maus ist vor Ort (wer findet sie?) Da mein Footprint Handbook nur ein Hostel 5km vor der Stadt bereithält, nehme ich ein zentral gelegenes, das im Navi hinterlegt ist. Zunächst denke ich, dass es geschlossen sei. Bei näherem Hinsehen hat es aber tatsächlich geöffnet. Ich kann wählen zwischen einem Bett im 4-er Zimmer für $120 (inzwischen €7,10, da sich der Kurs weiterhin positiv für mich entwickelt) oder einem Individual-Zimmer für $300 jeweils mit Frühstück. Da ich mir schon denke, dass sich hierher nicht viele verirren, nehme ich das günstige Zimmer und bin alleine auf dem Zimmer. Leider war die Nacht recht unruhig und die Matratze so weich, dass mir alle Knochen wehtun. Man kann eben nicht alles haben. Da ich jetzt erst wieder Internet habe, prüfe ich meine Mails und muss leider feststellen, dass sich BMW aus Mendoza nicht gemeldet hat. Ich hoffe mal, das klappt.
So 28.2.2016 Das abgelegene Tal
Ein Blick auf die Karte zeigt mir ein Tal in Richtung Las Leñas, einem wohl recht bekannten Skigebiet hier. Und so nehme ich den Abzweig nach etwa 30km auf die RP222.
Die Fahrt durch das Tal ist schön, jedoch ist die Straße gespickt mit nicht unerheblich großen Schlaglöchern. Die Berge zeigen verschiedene Schichten und unterschiedlichsten Farben. Ein kleine Attraktion sind die eingestürzten Kalkhöhlen El Pozo de Las Animas.
Der Skiort selbst ist naturgemäß nicht spannend. Ein Schild verweist aber auf das Valle Hermoso (das schöne Tal), da sich über eine Schotterstraße 25km weiter bergauf befindet. Beim Ablassen der Luft entdecke ich, dass mein hinteres Schutzblech wackelt wie ein Kuhschwanz und nur noch von einer Schraube gehalten wird, da eine andere Schraube samt Halterung abgebrochen ist und die Plastiköse für die dritte Schraube ausgerissen ist. Na gut, im Augenblick kann ich es nicht ändern. Durch enge Kehren und Wasserfurten, grobe Steine und Sand geht es immer weiter nach oben auf knapp 3.000m.
Schon bis hierher hat es sich gelohnt, diese karge Landschaft mit der Farbenvielfalt zu entdecken, wobei sich zwischendrin immer wieder grüne Adern durch das Tal ziehen, wo das Wasser seinen Lauf nimmt. Was danach kommt, macht mich sprachlos, habe ich so etwas hier oben nicht erwartet. Das Valle Hermosa macht seinem Namen wirklich Ehre.
Unglaublich schön und auf Bildern gar nicht so gut festzuhalten. Auf dem Rückweg wird mir doch tatsächlich ein Wasserloch zum Verhängnis. Anstatt nach vorne zu schauen, zähle ich Steinchen und plumpse dementsprechend, quasi wieder im Stehen, dieses Mal auf die rechte Seite. Bis zum Knöchel stehe ich im Wasser und stelle schnell fest, dass meine Endurostiefel immer noch nicht wasserdicht sind. Bis ich überhaupt daran denke, ein Foto zu schießen, steigen zwei Jungs aus ihrem Auto, das ich zuvor überholt habe, und stiegen mit ihren Crocs sofort ins Wasser und helfen mir dabei, Flecha wieder aufzurichten. Sie steht und ich kann wieder weiterfahren. Toll! Nach einer Pause in Las Leñas komme ich zurück auf die RN40. Ich hadere mit mir, ob ich es mir wirklich antun möchte, die lange nur geradeaus führende Straße nach San Rafael zu fahren, nur um mir den Cañón de Atuel anzusehen. Schlussendlich entscheide ich mich dafür und werde keineswegs enttäuscht. Über Nihuil komme ich in das Tal. Eine Serpentinenstraße führt hinunter. Dann geht es 50km dem Fluß entlang. Traumhaft schön!
Am Ende der Strecke, ich habe den Teer fast erreicht, muss ich feststellen, das Flecha heute noch mehr Federn gelassen hat, denn nun wackelt die Armatur samt Scheinwerfer ebenfalls wie ein Kuhschwanz. Das alles nur an zwei Schrauben befestigt ist, wundert es mich auch nicht, wenn eine davon fehlt. Und dann stelle ich noch fest, dass ich mein gutes Handtuch im letzten Hostel vergessen habe. In San Rafael folge ich erneut meinem Handbook und lande bei Alberto (www.trotamundushostel.com.ar.). Sehr freundlich und sauber, die Matratze leider mehr einer Hängematte gleichend. Aber für $150 inklusive Frühstück kann ich nicht meckern.
Mo 29.2.2016 Mendoza
Nach netter Verabschiedung samt neuem Sticker auf meinem Koffer fahre ich los und stelle an der dritten Ampel fest, dass ich meine Brille im Hostel vergessen habe. Das kann ja heute was werden. Die Strecke nach Mendoza ist unglaublich langweilig, nur als die hohen, Schnee bedeckten Berge in der Ferne auftauchen, werde ich etwas entschädigt. Um 15.30 Uhr bin ich beim BMW Händler, jedoch ist der Mechaniker schon weg. Ich solle morgen um 8.30 Uhr vorbeikommen. Auch gut, solange sie mir den Service morgen auch machen. Jetzt geht es auf die Suche nach einer Unterkunft und ich lande im Alamo Hostel mit kleinem Innenhof samt Pool.
Erneut sind alle sehr freundlich, es ist sauber, hat ein sehr gutes Bett und einen abgesperrten Parkplatz vor der Tür. Hier werde ich für die nächsten vier Nächte bleiben.
Di 1.3.2016 Erste Inspektion
Bereits um 7.30 Uhr klingelt der Wecker, um rechtzeitig in der Werkstatt zu sein. Trotz des Verkehrs bin ich pünktlich um 8.30 Uhr dort und froh, etwas Spanisch zu sprechen. Zusammen mit Google Bilder gehen wir durch, was alles gemacht werden soll und nach einer halben Stunde ist alles im Computer. Ab 16.30 Uhr kann ich sie wieder abholen – und mit Karte bezahlen. Puh! Ich hatte mir schon vorgestellt, wie ich mich auf die Suche nach Geld begeben muss. Zurück zum Hostel nehme ich die Straßenbahn, die direkt vor der Werkstatt losfährt und unmittelbar vor dem Hostel ihre Endstation hat. Einziger Haken ist, dass man als Tourist kein Ticket kaufen kann, da man eine Karte benötigt. Ich spreche ein junges Mädel an, die mir sagt, dass ich doch jemanden in der Bahn ansprechen soll, auf dessen Karte ich eine Fahrt buchen kann. Bei ihr geht das leider nicht. Als wir einsteigen, fragt sie für mich eine andere Frau, die sofort ihre Karte erneut an den Automaten hält. Als ich ihr Geld geben will – eine Fahrt kostet $6 (€ -,40), winkt sie freundlich ab. Danke. Auf der Fahrt zurück zur Werkstatt funktioniert es ebenfalls. Ich bin schon um 16 Uhr da. Zu früh, denn Flecha wird noch der Endreinigung unterzogen. Die Rechnung beträgt € 280,-, wobei davon € 100,- für Öl und Filter sind und € 60,- für das Ausdrehen der abgebrochenen Schraube. Also durchaus in Ordnung. Jetzt schnurrt sie wieder, ist sauber und ich bin erleichtert.
Den restlichen Tag faulenze ich.
Mi 2.3.2016 Mal wieder eine Pferdestärke
Als erstes gehe ich gleich nach dem Frühstück zum Friseur. Jetzt sind die Haare wieder kurz und der Bart ab.
Anschließend widme ich mich Flecha. Nachdem ich mit Sekundenkleber das ausgerissene Plastikteil wieder angeklebt habe, kann ich das Schutzblech (sollte eigentlich Schutzplastik heißen) wieder an den drei Punkten befestigen. Und es sieht wieder fast wie Neu aus. Mal sehen, wie lange es hält.
Für heute habe ich einen Ausritt bei einer Bodega samt BBQ gebucht. Und für morgen eine Tour zu drei Weingütern. Um 17 Uhr werde ich abgeholt und nach 45 Min sind wir an der Bodega und bekommen eine Einweisung in die Pferde. Es geht querfeldein und schließlich haben wir auf der Spitze des Hügels eine tolle Sicht und einen eindrucksvollen Sonnenuntergang,
der durch den hier unüblichen Dunst besonders bizarr wirkt. Als wir zurückkommen, ist bereits das Essen fertig und wir genießen den gemütlichen Abend, der mit Gitarrenspiel und Gesang bis kurz vor Mitternacht dauert.
Do 3.3.2016 Weintour
Pünktlich um 8.45 Uhr werde ich zur Vinery-Tour abgeholt und zusammen mit einem Iren und seinen beiden Töchtern besuchen wir drei unterschiedliche Weingüter: ein industrielles, bei dem trotzdem noch vieles von Hand gemacht wird, eine „Boutique“-Vinery, klein aber fein, mit gediegenen Weinen sowie eine 100% Organic Vinery (Bio-Weingut).
Erstaunlich, wie unterschiedlich die Weine doch schmecken. Und eine ganz schöne Herausforderung, bereits um 10 Uhr mit dem Trinken anzufangen, zumal man eben doch wenig ausspuckt, sondern dann lieber trinkt. So sehnen wir uns dann auch nach dem Mittagessen. Das wird uns in der Cava de Cano kredenzt und ist unglaublich vielseitig und gut.
Zufrieden, satt und müde fahren wir zurück, trinken noch einen Kaffee und machen dann erst einmal Siesta. Beatriz hat inzwischen geantwortet und freut sich, wenn wir uns wieder sehen. So werde ich morgen nach Santiago fahren. Das trifft sich auch gut, denn für Samstag ist für Mendoza Regen angesagt.
Es ist wirklich ein Spass und Freude Deinen Blog zu lesen! Tolle Bilder! Man hat fast das Gefühl selbst dabei zu sein…. Und: ohne Bart steht Dir vieel besser!
Weiterhin viel Spass und schöne Erfahrungen!
Dorit
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So ein schönes Kompliment freut mich immer wieder 😊 Der Bart ist ja nur Faulheit… Versprochen, ich werde künftig nicht mehr so lange warten.
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