Di 1.3.2016 Erste Inspektion
Bereits um 7.30 Uhr klingelt der Wecker, um rechtzeitig in der Werkstatt zu sein. Trotz des Verkehrs bin ich pünktlich um 8.30 Uhr dort und froh, etwas Spanisch zu sprechen. Zusammen mit Google Bilder gehen wir durch, was alles gemacht werden soll und nach einer halben Stunde ist alles im Computer. Ab 16.30 Uhr kann ich sie wieder abholen – und mit Karte bezahlen. Puh! Ich hatte mir schon vorgestellt, wie ich mich auf die Suche nach Geld begeben muss. Zurück zum Hostel nehme ich die Straßenbahn, die direkt vor der Werkstatt losfährt und unmittelbar vor dem Hostel ihre Endstation hat. Einziger Haken ist, dass man als Tourist kein Ticket kaufen kann, da man eine Karte benötigt. Ich spreche ein junges Mädel an, die mir sagt, dass ich doch jemanden in der Bahn ansprechen soll, auf dessen Karte ich eine Fahrt buchen kann. Bei ihr geht das leider nicht. Als wir einsteigen, fragt sie für mich eine andere Frau, die sofort ihre Karte erneut an den Automaten hält. Als ich ihr Geld geben will – eine Fahrt kostet $6 (€ -,40), winkt sie freundlich ab. Danke. Auf der Fahrt zurück zur Werkstatt funktioniert es ebenfalls. Ich bin schon um 16 Uhr da. Zu früh, denn Flecha wird noch der Endreinigung unterzogen. Die Rechnung beträgt € 280,-, wobei davon € 100,- für Öl und Filter sind und € 60,- für das Ausdrehen der abgebrochenen Schraube. Also durchaus in Ordnung. Jetzt schnurrt sie wieder, ist sauber und ich bin erleichtert.
Den restlichen Tag faulenze ich.
Mi 2.3.2016 Mal wieder eine Pferdestärke
Als erstes gehe ich gleich nach dem Frühstück zum Friseur. Jetzt sind die Haare wieder kurz und der Bart ab.
Anschließend widme ich mich Flecha. Nachdem ich mit Sekundenkleber das ausgerissene Plastikteil wieder angeklebt habe, kann ich das Schutzblech (sollte eigentlich Schutzplastik heißen) wieder an den drei Punkten befestigen. Und es sieht wieder fast wie Neu aus. Mal sehen, wie lange es hält.
Für heute habe ich einen Ausritt bei einer Bodega samt BBQ gebucht. Und für morgen eine Tour zu drei Weingütern. Um 17 Uhr werde ich abgeholt und nach 45 Min sind wir an der Bodega und bekommen eine Einweisung in die Pferde. Es geht querfeldein und schließlich haben wir auf der Spitze des Hügels eine tolle Sicht und einen eindrucksvollen Sonnenuntergang,
der durch den hier unüblichen Dunst besonders bizarr wirkt. Als wir zurückkommen, ist bereits das Essen fertig und wir genießen den gemütlichen Abend, der mit Gitarrenspiel und Gesang bis kurz vor Mitternacht dauert.
Do 3.3.2016 Weintour
Pünktlich um 8.45 Uhr werde ich zur Vinery-Tour abgeholt und zusammen mit einem Iren und seinen beiden Töchtern besuchen wir drei unterschiedliche Weingüter: ein industrielles, bei dem trotzdem noch vieles von Hand gemacht wird, eine „Boutique“-Vinery, klein aber fein, mit gediegenen Weinen sowie eine 100% Organic Vinery (Bio-Weingut).
Erstaunlich, wie unterschiedlich die Weine doch schmecken. Und eine ganz schöne Herausforderung, bereits um 10 Uhr mit dem Trinken anzufangen, zumal man eben doch wenig ausspuckt, sondern dann lieber trinkt. So sehnen wir uns dann auch nach dem Mittagessen. Das wird uns in der Cava de Cano kredenzt und ist unglaublich vielseitig und gut.
Zufrieden, satt und müde fahren wir zurück, trinken noch einen Kaffee und machen dann erst einmal Siesta. Beatriz hat inzwischen geantwortet und freut sich, wenn wir uns wieder sehen. So werde ich morgen nach Santiago fahren. Das trifft sich auch gut, denn für Samstag ist für Mendoza Regen angesagt.
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10. Teil
Fr 4.3.2016 Grenzfahrt mit Hindernissen
Jetzt heißt es Abschied nehmen und alles wieder packen – und nichts vergessen 🙂 Es ist kurz nach zehn und ich sitze auf dem Moped in Richtung RN7 nach Santiago. Trotzdem will ich gleich tanken. Das erweist sich jedoch als gar nicht so einfach, denn die erste Tankstelle ist ausschließlich für Gas, die zweite hat gerade keinen Sprit und erst die dritte füllt mir meinen Tank. Auch mein Navi meint, sich beim Grenzübertritt weigern zu müssen und errechnet mir keine Route. Zum Glück ist alles gut ausgeschildert.
Doch bald werde ich von der Polizei angehalten. Kontrolle? Nein, die Straße ist wegen einer Bergung eines vor zwei Tagen den Abhang heruntergestürzten LKW für 2-3 Stunden gesperrt. Ich fahre zur nahe gelegenen Tankstelle mit Café. Der Polizist dort meint, dass es wahrscheinlich nur eine Stunde dauern dürfte. Naja, bin mal gespannt. Zu mir gesellt sich ein Argentinisches Pärchen auf einer BMW GS800. Wir unterhalten uns ein wenig und nach 45 Minuten meint er, wir sollten es versuchen. Er fährt einen Schleichweg an der Sperre vorbei. Hier ist noch ersichtlich, wie viel es bereits in diesem Jahr hier geregnet hat (nach zwei Monaten bereits mehr als sonst im ganzen Jahr). Wir kommen am Stauende an und fahren natürlich links an allen Autos und LKW vorbei. Dann stellt sich doch tatsächlich eine Gruppe uns mitten in den Weg und will uns nicht vorbeilassen. Sehr kindisch. Irgendwann geben sie auf und wir sind in der ersten Reihe. Als wir gerade den Helm abnehmen wollen, wird die Sperre aufgehoben und wir können direkt weiterfahren. Das hat ja gut geklappt. Auf geht’s zur leeren Grenze. Es ist tatsächlich niemand dort und ich werde gefragt, ob etwas vorgefallen sei. Ich erkläre es ihm. Dann denke ich mir, folgt das gleiche Prozedere wie sonst eben auch. Die provisorischen Häuschen haben zwar eine Reihenfolge, jedoch muss ich hier das erste Mal den Zettel für das Motorrad selbst ausfüllen. Gesagt, getan. Ich bekomme sogar einen Stempel und gehe wieder zur Ausreise. Hier sagt man mir, dass noch zwei Stempel fehlen. Wahrscheinlich hätte ich auch anstatt der Motornummer schreiben können “Ichbingenervt”, und es wäre keinem aufgefallen. Ich fühle mich wie Buchbinder Wanninger, denn jeder schickt mich fortan woanders hin. Schlussendlich ist ein freundlicher Beamter so nett und geht mit mir zu den Stellen, die mir die letzten Stempel auf die richtigen Seiten geben. Nach dem Hin- und Her will auch keiner mehr meine Tasche nach Lebensmitteln untersuchen. Dabei wollte ich die Pfirsiche noch vorher essen. Egal. Jetzt bin ich wieder in Chile und es folgen 27 Kehren.
Irgendwann wird es eintönig und heiß: 35°C in der abendlichen Rush-hour ist kräftezehrend. Wie vereinbart komme ich um 18 Uhr bei Beatriz und Fernando an.
Sa 5.3.2016 Day-Off
Heute ist Faulenzen, Lesen und Schlafen am Pool angesagt. Am Abend richten wir noch Fernandos altes Motorrad für das morgige Rennen auf dem Leydaring vor.
So 6.3.2016 Der Renntag
Aufstehen um 6.30 Uhr, Frühstück um 7 Uhr, Abfahrt um 7.30 Uhr. Es ist bedeckt und relativ frisch, was für ein Renntag gar nicht so schlecht ist. Neben Fernando, der in der Gruppe der Clásicos teilnimmt, ist auch sein Vater Patricio mit seinem Scooter dabei. Mit 85 Jahren sicherlich der älteste Teilnehmer. Leider gibt Fernandos Moped nach der ersten Qualifying seinen geist auf. Irgendetwas mit der Elektrik stimmt nicht und sie springt nicht mehr an. Schade!
Immerhin kann Patricio seine zwei Rennen mit Bravur absolvieren. Und auch die Kleinsten üben schon fleißig.
Mo 7.3.2016 Auf nach Valparaíso
Das Ausschlafen bis kurz vor zehn tut gut. Mit Fernando vereinbare ich, dass er meine Reifen mit Turbus nach San Pedro de Atacama schickt, sobald er Info von mir erhält. Das ist wesentlich zuverlässiger, schneller und günstiger. Nach dem Abschied suche ich zunächst den einzigen SIDI-Händler in Chile auf. Er hat doch tatsächlich meiner Ersatzsohlen in meiner Größe vorrätig. Und das für € 17,- (in D kosten die ~ € 30,-). Toll! Die Autobahn nach Valparaíso kenne ich ja schon und ist nicht spektakulär. Dort angekommen finde ich ein nettes Hostel auf dem Cerro Alegre. Ich beeile mich, denn um 15 Uhr beginnt eine 3-stündige Stadtführung von T4T. Tours for Tip ist ein tolles Konzept, denn man gibt so viel, wie man denkt was die Tour Wert war. Es geht vornehmlich zu den beiden inzwischen dem Unesco Weltkulturerbe angehörenden Cerros Alegre und Conceptíon mit ihren vielen Wandmalereien (Murales).
Ausschlag für die Bewerbung als Weltkulturerbe gab ein Gebäude, das durch seine aufgesetzte Glaskuppel so verschandelt wurde, dass ein Handeln notwendig wurde. Und somit sind heute Teile der Stadt unter Denkmalschutz. Das bedeutet leider auch, dass Häuser, von denen nur noch die Fassade steht, solange nicht erneuert werden dürfen, bis sie in sich zusammen fallen, da sich kein Investor findet, diese aufwendig zu restaurieren. Es hat alles seine Vor-und Nachteile.
Di 8.3.2016
Da die Vormittagstour anders verläuft, entschließe ich mich kurzfristig, auch diese noch mitzumachen und erfahre doch einiges mehr über die Stadt und ihre Epochen. Mit einem tschechischen Paar gehe ich anschließend noch zum Mittagessen und unterhalten uns über das Reisen, Politik uvm. Nach einer kurzen Siesta schaue ich mir noch das Haus von Pablo Neruda an, in dem er gewohnt, gefeiert und gearbeitet hat, wenn er in hier war. Die vielen kleine Gassen und Treppchen laden zum Schlendern ein und abends finde ich einen schönen, ruhigen Innenhof mit gutem Essen… und einer grauen Katze.
Zurück im Hostel mache ich mich an die Montage meiner neu erstandenen Sohlen und hole mir die typische IKEA-Blase an der Innenseite der rechten Hand. Denn 13 Schrauben auf jeder Seite wollen heraus- und anschließend wieder hineingedreht werden. Geschafft!
Mi 9.3.2016 Übernachten for free
Waren die letzten beiden Tage morgens bewölkt, so zeigt sich die Stadt heute im Sonnenschein. Ich fülle meine Vorräte auf und treffe beim Tanken auf ein Pärchen mit BMW GS800 und 1200, die von New York aus startend seit 8 Monaten unterwegs sind. Entlang der Küste lasse ich bald die Bettenburgen und Hochhäuser der Nachbarstädte hinter mir. Es folgt eine wunderschöne Küstenstraße, wie ich sie mir immer vorgestellt habe. Der Duft des Meeres kommt in meine Nase. Das Cruisen macht einfach Spaß. Nach 100km mündet sie leider in die Autobahn RN5. Ich mach eine Pause in dem Küstenort Pichicuy und schlage mich bald in Richtung Berge, da das Wetter hier diesig und nebelig wird. Eine gute Wahl. Die Sonne zeigt sich nach kürzester Zeit, die Straße ist für Motorradfahrer wie geschaffen und die Landschaft zeigt sich von einer ganz anderen Seite.
Überall stehen jetzt Kakteen, der Rest karg und wüstenhaft. Nur vereinzelt sind grüne Streifen zu sehen, die von Wasserläufen durchzogen werden. Die Temperatur ist sprunghaft um 10°C auf über 30°C angestiegen und die Straße über Combarbalá nach Cogoti ist perfekt geteert. Hier entschließe ich mich dazu, die ungeteerte Straße durch die Weinberge zu nehmen und werde nicht enttäuscht.
Die meiste Zeit geht es nur leicht bergauf und bergab, bis es auf einmal Flecha zu steil wird und mir zu viele Steine im Weg liegen… Padauz! Es ist mal wieder passiert. Mir bleibt nur der Sprung nach links.
Da liegt sie und wartet darauf, abgepackt zu werden. Dank WD40 (ein Sprühöl), womit ich die Haken der Koffer wohlweislich eingesprüht hatte, bekomme ich sogar auch den Koffer herunter, auf dem Flecha liegt. Das ist auch bitter nötig gewesen, denn in diese Gegend verirrt sich sonst keiner. Sie steht wieder und selbst ohne Gepäck ist es eine Herausforderung, sie diese kurze Steigung hinauf zu bekommen. Ab hier ist es einfach nur noch traumhaft. In La Ligua ist wieder Teer und die Fahrt in den Abendstunden ist malerisch. Nach ein wenig Suchen finde ich auch den Camping Municipal in Monte Patria mit angeschlossenem Schwimmbad. Es ist kurz nach acht, die Administración geschlossen, als ich gerade ein schönes Plätzchen gefunden habe. Es kommt ein Mann, der hierher gehören zu scheint, und ich frage ihn, was eine Nacht kostet. Als Antwort bekomme ich: „Es kostet Nichts. Stell dich hin, wohin du möchtest.“ Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, wenngleich ich doch überrascht bin, denn die Toiletten, Duschen und Waschbecken sind blitzsauber und es gibt sogar Papier. Außer mir ist jedoch wirklich keiner hier. Außer Moskitos! Ich gehe dann doch bald ins Zelt.
Do 10.3.2016 So viele Sterne
Angenehme 20°C und Sonne pur bringen mich auf einer überaus kurvenreichen Straße nach Ovalle. Hier ist es wieder diesig und nebelig, sodass ich erneut die Berge aufsuche und in Richtung Samo Alto fahre. Auf der Strecke liegt der NP Monumento Natural Pichasca, in dem erste Ausgrabungen von Dinos gibt, die vor 65 Mio Jahren hier gelebt haben, als noch 15% anstatt 29% der Erde nicht von Wasser bedeckt war.
Auch hier gibt es petrifizierte Baumstämme, jedoch viel kleiner als im Bosque Petrificado in Argentinien. Dem Ruta de las Estrellas weiter folgend, in dem es mehrere kleine, für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Observatorien gibt, wir die Straße ab Hurtado wieder steinig.
Über Serpentinen und viele Kurven geht es auf knapp 2.000m hoch. Auf der anderen Seite sind auf einmal wie von Zauberhand keine Kakteen mehr zu sehen. Die komme viel weiter unten. Interessant. Obwohl ich nur noch wenig Wasser mitführe, entscheide ich mich kurzerhand, an einem idyllischen Platz mein Nachtlager aufzuschlagen. Die Ruhe hier ist unbeschreiblich, und mit Einbruch der Nacht zeigt sich ein unfassbarer Sternenhimmel.
Fr 11.3.2016
Aufgrund der hohen Berge, die mich umgeben, dauert es länger, bis die Sonne hervorkommt.

service in Mendoza 34.000km
Ich genieße mein Frühstück in dieser Stille und Einsamkeit. Leider hat auch diese Straße ein Ende

way to Vicuña
in Vicuña, wo ich mir ein Café mit WLAN wünsche. Siehe da, am Ende der Straße taucht ein sehr nettes Café auf. Und ich erhalte per Email die Bestätigung für die morgige Teilnahme an der Tour durch das ESA-Observatorium La Silla. Und dann höre ich die Worte „Ein Münchner!“. Es gibt doch erstaunlich viele ausgewanderte Deutsche hier in Chile. Im weiteren Verlauf bin ich über die Straße nach La Serena positiv überrascht. Tatsächlich kurvenreich und an einem schönen Stausee entlang wird die Fahrt kurzweilig. Und ich freue mich schön darauf, sie am Sonntag wieder zurück nach Argentinien zu fahren. Auch in La Serena kann ich mich auf die Empfehlung von Footprint verlassen. Das Hostel El Punto ist ein von Deutschen geführtes, sauberes Hostel mit eigenem Parkplatz. Sehr empfehlenswert. Hier quartiere ich mich für zwei Nächte ein und erkunde am Nachmittag noch die Stadt.
Ein künstlich angelegter Park Jardín Japonés lädt zum Verweilen ein. Anschließend kaufe ich noch Proviant für die morgige Tour, da es dort keine Möglichkeit der Verpflegung gibt.
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11. Teil
Sa 12.3.2016 ESO
Die Fahrt zum Observatorium in La Silla verläuft auf der noch gebührenfreien RN5, da noch einige Teile nicht vollständig nutzbar sind. Und so stelle ich meinen Tempomat ein und cruise mit 100-120 km/h dahin. Hätte ich das mal bleiben lassen, denn ich werde doch tatsächlich von der Polizei am Straßenrand herausgewunken. Und das ausgerechnet, wo ich heute meinen internationalen Führerschein im Hostal habe. Der freundliche Polizist fragt mich, ob ich wüsste, wie schnell man in Chile fahren darf. Ich antworte darauf, dass das vom Straßentyp abhängt, also zwischen 90 und 120 km/h. Er schaut sich meinen deutschen Führerschein an und zeigt mir, dass ich an dieser Stelle nur 80km/h fahren dürfe und das Lasergerät 110km/h anzeigt. Ob ich denn nicht gesehen hätte, dass es dort unten (in 300m) einspurig wird. Ich bejahte es und entschuldigte mich vielmals und gelobe Besserung. Das hat wohl geholfen, denn ich darf ohne Strafe weiter (Auf dem Rückweg habe ich nochmal die Beschilderung angeschaut und dabei gesehen, dass an der besagten Stelle 100km/h erlaubt waren. So ein Schuft!). Der Abzweig zum Observatorium führt nach kurzer Zeit in eine Schotterpiste mit üblen Wellen. Das kann ja heiter werden, wenn das die nächsten 60km so weiter geht. Zum Glück sind es nur 6km, dann folgt eine vernünftige Teerstraße und ich bin viel zu früh am Eingang des Areals 30km vor dem eigentlichen Observatorium auf dem Berg. Im Schatten mache ich Brotzeit, dann kommt ein älteres Paar, Manuel aus Peru und Maria aus Chile,. Wir unterhalten uns und warten, dass wir nach oben dürfen. Eigentlich sollten noch drei weitere Fahrzeuge kommen. Schlussendlich fahren wir alleine nach oben und ich erhalte meinen eigenen Tourguide in englischer Sprache, während die beiden anderen die Führung auf Spanisch erhalten. In drei Stunden erfahre ich viel über die verschiedenen Möglichkeiten und Arten der Beobachtung und ihre Technik. Wir bekommen sogar ein Teleskop von unten gezeigt, was eine absolute Ausnahme ist, das während einer Führung zu machen.
Das Wetter spielt dank El Niño verrückt, denn eigentlich ist hier fast immer blauer Himmel und Sonnenschein. Gegen 18 Uhr mache ich mich auf den Rückweg und bin erschöpft um 20 Uhr wieder im Hostel.
So 13.3.2016 Mein bisher höchster Pass
Heute Morgen bin ich ein wenig aufgeregt, denn ich will über den knapp 4.800m hohen Paso Agua Negra. Zeitig mache ich mich auf dem Weg und freue mich schon auf den ersten Abschnitt nach Vicuña, den ich ja schon kenne. Schon bald wird ein olfaktorisches Feuerwerk gezündet. So viele verschiedene Düfte dringen in meine Nase, von denen ich den Wein und den Pfeffer identifizieren kann. Den Rest lasse ich gerne auf mich wirken. Die Fahrt durch das lange Tal ist angenehm und lädt zum Dahingleiten ein. Ich bin überrascht, wie langsam ein so hoher Pass ansteigt. Bereits 80km vor dem Pass ist die chilenische Ausreise auf 2.200m. Ab hier folgen über 100km „ripio“, die sich gut fahren lässt. Im Gegensatz zu Flecha macht mir die dünne Luft doch zu schaffen und ab 4.000m kommen latente Kopfschmerzen. Die Landschaft ist einmalig schön und abwechslungsreich und die Lagune unbeschreiblich beeindruckend.
Die Berge zeigen alle Farben. Am Gipfel schieße ich nur kurz ein Foto, denn leichter Schwindel macht sich beim Absteigen bemerkbar, und ich bin froh, dass ich zwei Räder habe und nicht zu Fuß unterwegs bin.
Ein Stück weiter unten scheint ein Tunnel geplant zu sein, der den Pass vermeidet. Ein Wahnsinn für die paar Autos, die hier fahren. Erstaunlich ist auch, dass es eigentlich keine Gletscher mehr gibt und der erste Schnee erst über 4.000m auftaucht.

way to Paso Agua Negra
Selbst am Gipfel herrschen noch 12°C. Auf knapp 3.000m kommt dann die erste Polizeikontrolle, bei der ich keine Ahnung habe, was die sich da genau anschauen. Zwischen den eigentlichen Grenzstationen liegen 180km und die Einreise nach Argentinien an der provisorischen Station ist problemlos. Durch die dünne Luft zeigt mir Flecha an, dass wir eine theoretische Reichweite von 680km haben. Trotzdem tanke ich an der nächsten Tankstelle und muss feststellen, dass das Benzin hier im Norden, weil nicht mehr subventioniert, um 50% teurer ist als im Süden (anstatt $12,50 (€0,80) jetzt $18,50 (€1,20)). Bald führt die Straße auf die RN40 nach Norden und durch Zufall entdecke ich an meinem Navi die Einfahrt zur „Ex-RN150“. Klar nehme ich die Schotterpiste und finde bald einen geeigneten Schlafplatz.
Einzig die Mücken und Fliegen werden langsam zur Plage.
Mo 14.3.2016 Ein wenig enttäuscht
Bereits um halb neun sind es 26°C und in Ermangelung von Vorräten, die ich ja nicht einführen darf, esse ich ein kleines Stück Fleisch, das vom Vorabend übrig war, und mache mich auf den Weg. Schon nach kurzer Zeit werde ich herausgefordert. Ich laufe die Strecke ab und erachte sie als machbar.
An der letzten Stufe bleibe ich hängen, falle aber nicht um! Ich steige ab und versuche mit schleifender Kupplung und durchdrehendem Reifen Flecha mit Last nach oben zu bekommen. Es stinkt fürchterlich, aber mir gelingt dieser Kraftakt. Schon jetzt bin ich klatschnass. Und es dauert nicht lange, da komme ich nun endgültig an eine Stelle, an der ich kapituliere und umdrehe.

capitulation on Ex-RN 150
Ich schicke meinen Wunsch ans Universum, dass ich die gerade gemeisterte Stelle nun problemlos durchfahren werde. Ich werde erhört. Zurück auf der RN40 kommt der eigentliche Abzweig zur RN150 in Richtung Ischigualasto 10km weiter. Es folgen sechzig wie mit dem Lineal gezogene Kilometer, bevor es in die Berge in Richtung Valle de la Luna geht und 30km Kurven und Berge folgen.
Leider dauert die geführte Tour durch den Nationalpark drei Stunden, was mir zu lange ist, für das was man zu sehen bekommt. Auf dem Weg zum Nationalpark Talampaya sehe ich noch dieses nette Gefährt.
Jetzt allerdings macht sich Enttäuschung breit, denn was nun folgt sind 120km absolute Geradeausfahrt, bei der auch die Natur nicht wirklich entschädigt.
Wieder auf der RN40 darf ich weitere 60km schnurgerade fahren. Dann kommen endlich wieder malerische Berge mit tollen Kurven.
Viele zu kurz sind auch diese Berge überwunden und endlich finde ich einen Kisok, um meine Wasservorräte aufzufüllen, denn die 2 Liter in meiner Jacke sind schon eine Zeit lang leer. Erst ab Belén wird die Fahrt wieder ansprechend und vielseitig. Ich nehme einen kleinen Abzweig bei San Fernando und finde einen Platz zum Übernachten.

side road San Fernando wild camp
Ich habe einen Bärenhunger und koche mir Nudeln mit Gemüse und Soße.
Di 15.3.2016 Neue Heruasforderungen
Hat am Abend die Faulheit gesiegt, so folge ich heute Morgen der Vernunft und versuche Flecha umzudrehen und vom tiefer als erwarteten Sand auf die befestigte Straße zu bringen.
Das entpuppt sich als eine größere Herausforderung als gedacht und mit Mühe und Hinterteil ums Eck ziehen gelingt es mir dann irgendwann, sie aus dieser Grube zu befreien. Schon bevor ich aufsitze bin ich schweißgebadet und freue mich auf den kühlenden Fahrtwind. Die RN40 macht auch weiterhin davon Gebrauch, nach ein paar schönen Kurven wider eine eintönige Gerade einzubauen. Und mein Navi kann immer noch keine Route berechnen, obwohl es weiß wo ich bin und auch den Ort kennt, wo ich hin will. Seltsam, aber nicht zu ändern. Und seit mir in Valparaíso ein Schlaumeier meine Windschildverlängerung abgezogen hat – keine Ahnung, was er damit will, denn sie funktioniert ohne Schlüssel wohl kaum – bekomme ich mehr Wind und somit mehr Viecher auf mein Visier. Es geht weiter auf der RN40 in Richtung Cafayate. Jedoch ist ihr Verlauf in Santa Maria sehr seltsam und schottrig. Ich halte erst einmal an, um mich zu vergewissern, denn nun folgt ein sandiges Flussbett. Ein Einheimischer hält mit seiner 300er Enduro neben mir an und versichert mir, dass danach 20km „normaler“ Schotter kommt. Also gut, Augen nach vorne, Geschwindigkeit aufnehmen, locker bleiben und… Scheiße!

RN40 through river with deep wet sand
Der Sand ist nicht fest genug und der Schlamm ganz schön schwer und so liegt Flecha mal wieder auf ihrer Linken. Der Motoradfahrer fährt einfach weiter. So ein Idiot, denke ich mir und warte erst mal ab, ob nicht doch jemand anderes vorbeifährt und mir helfen kann. Und dann kommt er nach drei Minuten wieder zurück. Er hat wohl doch bemerkt, dass ich nicht mehr komme. Gemeinsam hieven wir Flecha auf. Er verspricht mir, bei mir zu bleiben, bis wir drüben sind. Und so eiere ich völlig unvorschriftsmäßig mit beiden Füßen am Boden schleifend in einer etwas festeren, schmalen Spur. Geschafft. Was folgt ist wieder ein Kinderspiel. Ab Cafayata führt die RN68 nach Salta. Die Fahrt geht durch unterschiedlichste Formen von Felsen und einem Spektrum an Rottönen. Himmlisch.
Die immer wiederkehrenden Wasserfurten, die zum gezielten Ablauf der Flüsse dienen, heißen auf Spanisch „Baden“. Das habe ich wohl zu wörtlich genommen, denn eine der wenigen mit Wasser gefüllten Furten war tiefer als gedacht, und es spritzt mächtig, als ich zu schnell durchfahre. Nur gut, dass meine Hose bei den Temperaturen schnell wieder trocknet. In Salta angekommen, werde ich von der abendlichen Rush-Hour erschlagen und ich bin froh, als ich endlich das Hostel erreiche, in dem ich für drei Nächte bleiben werde. Am Abend schlendere ich durch die Straßen und über den nahegelegenen Plaza 9 de Julio mit seiner Basilika.
Mi 16.3.2016
Das Frühstück ist dürftig und wird mich nicht mehr dazu bewegen, früh aufzustehen. Vielmehr ist es die Sonne, die hier am Morgen strahlt, während es am Nachmittag zuzieht und nach Gewitter aussieht, die mich nach draußen treibt. Zunächst gehe ich zum 1780 erbauten Casa Hernández,

casa de Hernández Salta
das heute Stadtmuseum und eines der ältesten erhaltenen Gebäude Argentiniens ist. Danach erfahre ich im Museo Argeológico de Alta Montaña viel über die Inkakultur und Ausgrabungen auf einem der höchsten Vulkane Südamerikas, wo auch Mumien gefunden wurden, die es hier zu sehen gibt. Nach einem Mittagessen mit regionalem Gericht – Talmal und Locro – fahre ich mit der Seilbahn, der Teleférico,

Cerro San Bernardo
auf den Hausberg Cerro San Bernarndo, von wo aus man einen tollen Blick über die Stadt hat und dessen Ausmaße einem erst deutlich werden.
Künstlich angelegte Wasserfälle laden zum Verweilen ein und im Hinterland braut sich schon das Gewitter zusammen, das jedoch Salta nicht erreicht. Herunter gehe ich zu Fuß und komme beim Denkmal des General Güemes vorbei. Um 19 Uhr bin ich mit den Schweizern Brigitte und Daniel am Plaza verabredet. Zusammen mit holländischen Freunden verbringen wir einen wunderschönen Abend bei leckerem Essen und gutem Wein.

Thomas Brigitte Hacke Kleis Daniel
Bestimmt werden wir uns in Peru wiedersehen.
Do 17.3.2016
Ich verbringe einen stressfreien Tag ohne Programm, sondern einfach nur mit Ausruhen, Lesen und Pflegen des Blogs. Am Abend noch ein Besuch des Mercado Artesenal. Schade, dass ich mit dem Motorrad unterwegs bin…
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12. Teil
Fr 18.3.2016 Der höchste Pass Argentiniens
Erst gegen 11 Uhr komme ich aus Salta weg und mein Navi mag mir auch weiterhin in diesem Gebiet keine Route berechnen. Hoffentlich gibt sich das wieder. So gebe ich ihm ein Zwischenziel ein, das ich auf der Karte entdecke und komme so aus der Stadt. Jedoch erfahre ich dort, dass ich auf der RN68 bis El Carril bleiben muss zum Abzweig nach Cachi. Nach ein paar Kilometern tauche ich in eine völlig neue Welt ein.
Hier sieht es sehr europäisch und grün aus, dazu harmonische Kurven, die zum Dahingleiten einladen. Nicht umsonst wird diese Straße im Reiseführer als eine der schönsten Argentiniens ausgewiesen. Selbst auf 2.500m Höhe sind noch Bäume in ihrer Herbstfärbung zu finden. Weiter oben kommt der National Park Los Cardones mit seiner einzigartigen Ansammlung von Kakteen, die bis zu 6m hoch werden. Es ist bereits halb drei, als ich Cachi erreiche. Nach einer kurzen Mittagspause will ich nun den höchsten Pass Argentiniens erobern. Ab Payogasta wird die RN40 wieder mal zur Schotterstraße.
Naiverweise hatte ich nicht damit gerechnet und auch das Wetter ist hier oben nicht so einladend, aber trocken. Das Tal ist unglaublich schön und bietet extrem viel Abwechslung. Leider auch dementsprechende Wasserdurchfahrten, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen, jedoch bei genauerer Betrachtung an der schmalsten Stelle ein reißender Strom sind und extrem rutschiger Untergrund.
So suche ich mir den vermeintlich günstigsten Weg und … Geschafft! Langsam beschleicht mich ein etwas mulmiges Gefühl, denn auf dieser Straße kommen nicht wirklich viele Autos vorbei. Ich verdränge schnell den Gedanken, dass mir etwas passiert, das ich nicht alleine bewerkstelligen kann, trotz dass die Luft zunehmend dünner wird und mir jede neue Furt ein wenig das Adrenalin in meinen Adern ansteigen lässt.Unterwegs treffe ich auf die ersten Lamas. Stolz erreiche ich um kurz nach sechs endlich den Gipfel.
Die Kopfschmerzen halten sich in Grenzen und auch der Schwindel ist kaum spürbar. Hinunter nach San Antonio de las Cobres zeigen sich die ersten Lamas und Alpacas.
Um sieben Uhr erreiche ich die kleine, nicht sehr attraktive Stadt in einer Höhe von 3.775m. Eigentlich wollte ich hier übernachten, hatte aber vorher nicht die Höhe recherchiert. Ich sehe ein Schild mit Jujuy (sprich: Chuchue) 60km. Das schaffe ich jetzt auch noch. Da mein Navi mich immer noch im Stich lässt, die Beschilderung dürftig ist und es auch dunkel wird, finde ich anscheinend den richtigen Abzweig nicht. Eine gespenstische Stimmung um mich herum macht sich breit.
Die Schotterpiste ist reinstes Wellblech und fürchterlich anstrengend und wohin ich schaue sind Gewitter mit ihren Blitzen zu sehen. Immer wieder denke ich darüber nach, mein Zelt hier auf 3.400m aufzubauen, will es aber noch nicht glauben, dass es keine Alternative gibt. So schlage ich mich bis zur geteerten RN52 durch, die mich in der Dunkelheit über einen Pass mit erneut über 4.000m und unzähligen Kurven nach Purmamarca bringt. Bei Helligkeit sicherlich schön! Nach 580km finde ich erschöpft ein Hostal, in dem ich mein Motorrad sicher auf der Terrasse abstellen kann. Nach einem kurzen Abendessen in einem netten Restaurant lasse ich den verrückten Tag nochmal Revue passieren.
Sa 19.3.2016 Bye, bye Argentina
Beim Beladen stelle ich fest, dass meine durchgeführte Reparatur für die Katz war und die gestrige Holperfahrt nicht überstanden hat. Jetzt fahre ich solange, bis das Schutzplastik endgültig davon fliegt. In Richtung Jujuy (sprich: Chuchue) wird es nebelig. Ich kehre um und fahre nach Norden Richtung Humahuaca. Die nächste Tankstelle ist in Tilcara, was nach knapp 500km auch bitter nötig ist. Während das Benzin fließt, zücke ich meine Kreditkarte. Sofort stoppt der Tankwart den Vorgang und meint „solo efectivo“. Die Uhr zeigt $268 an, während mein Bargeldbestand nur $254 aufweist. Ich hinterlasse meinen Reisepass als Pfand und suche den einzigen Bankautomaten im Dorf auf. Als ob ich es geahnt hätte spuckt mir dieser aufgrund des Chip auf der Karte kein Geld aus. Es ist Samstag und somit auch der Schalter geschlossen. Ich kehre zurück und beknie den Wart, die Differenz von $14 doch bitte mit einem US Dollar ausgleichen zu dürfen. Missmutig stimmt er zu und rückt mir den Pass heraus. Etwas genervt fahre ich nun doch in den Nebel nach Pujuy und werde bei der zweiten Tankstelle fündig, die meine Karte akzeptiert. Ich ändere meinen Plan, fahre zum vierten Mal an den mich jedes Mal nett grüßenden Polizisten vorbei, und biege wieder nach Purmamarca ab. Bei herrlichem Sonnenschein sieht die Fahrt zum 4.170m hohen Cuesta de Lipán gleich viel schöner aus. Unendliche Kurven und Serpentinen bringen mich nach oben und auf der anderen Seite auf rund 3.400m wieder hinunter.
Ich komme an der Einmündung vorbei, aus der ich letzte Nacht herauskam. Am Salar Grande vorbei führt ein kleiner Anstieg durch einen Canyon erneut nach oben auf 3.600m.

way to Susques
Entgegen anderslautender Informationen findet die Grenzabfertigung für Argentinien und Chile bereits vor dem Paso de Jama statt und ist unspektakulär. Nur meine Äpfel muss ich an Ort und Stelle essen. Der Pass selber ist kurz und bringt mich auf 4.834m. Hier ist die Grenze zu Chile. Anschließend fahre ich auf dem über 4.000m hohen Altiplano entlang an den ersten Vicuñas und immer wieder erscheinenden Salzseen bis zu den Vulkanen Licancabur und Láscar, die mich noch eine zeitlang begleiten werden.
Es herrscht eisiger Wind und die angezeigten 10°C fühlen sich wie maximal 5°C an. Die tiefstehende Sonne beeinträchtigt die Sicht enorm. Ich bin froh als es stetig bergab nach San Perdo de Atacama geht. Verrückt, was die Chilenen hier gebaut haben. Innerhalb von 18km geht die schnurgerade Straße von 4.000m auf 2.500m hinunter. Immer wieder zeugen Wracks am Straßenrand von dieser Unsinnigkeit. Nach 580km bin ich froh, im Hostel angekommen zu sein. Und dann erhalte ich den Absendebeleg für meine Reifen. Diese sollen in sechs (!) Tagen hier ankommen. Beatriz beruhigt mich dann und meint, dass sie am Montag eintreffen könnten. Ich bin gespannt.
So 20.3.2016 Schwerelos
In dem zugegeben etwas teureren Hostel bekomme ich das beste Frühstück auf meiner bisherigen Reise. Sogar Joghurt und Obst samt Wurst und Käse werden angeboten. Ich erkunde die Stadt mit ihrem schönen Hauptplatz und ihrer Kirche.
Da heute Palmsonntag ist, bereitet sich die Stadt mit einem etwas anderen Gottesdienst darauf vor. Es gibt nur rund 6.000 Einwohner, aber 300 Unterkünfte und bestimmt 50 Tourismusagenturen. Ansonsten Minimercados, Restaurants und Läden mit Handwerkskunst. In einer kleinen Agentur buche ich ein Paket für $32.000 (~€ 42,-) mit drei Ausflügen. Der erste bringt mich am Nachmittag zur Laguna Cejar, bei der noch der Eintritt von $15.000 extra bezahlt werden muss, der nicht im Preis inbegriffen ist. Hätte man mir ja mal sagen können. Das Gefühl der Schwerelosigkeit kenne ich vom Tauchen. Mit einem Salzgehalt von 75% ist es ähnlich wie im Toten Meer: wir auf dem Wasser.
Nach einer Stunde fahren wir weiter zu den Ojos del Salar. Diese sind viel kleiner und haben nur einen Salzgehalt von 5%, sodass wir uns hier von unserer Salzkruste befreien können. Mit einem gewagten Kopfsprung geht’s hinein ins Vergnügen.
Chris, unser Guide, mahnt uns ein wenig zur Eile. Das hat den Vorteil, dass wir fast unter uns sind, wenn wir ankommen. So auch beim dritten Spot, der Lagune Tebinquinche, bei der die Einheimischen, denen das Gebiet gehört, nochmal $2.000 Eintritt verlangen. Hier genießen wir bei einem Pisco Sour den Sonnenuntergang.
Mit Svenja aus Deutschland und Marteen aus Holland lasse ich den Abend bei einem Glas Wein ausklingen.

Svenja Marteen Thomas San Pedro Res Chiloé
Mo 21.3.2016 Tanzen verboten
Die Nacht war kurz und unruhig. Um kurz vor fünf werde ich von Chris abgeholt. Auch die Gruppe Brasilianerinnen sind wieder dabei. Mit unzähligen weiteren Kleinbussen und Minivans sind wir auf der recht holprigen Straße nach Titio zum größten Geisirfeld auf 4.300m Höhe unterwegs. Chris bietet Cocablätter an, und ich versuche sie zum ersten Mal, da leichte Kopfschmerzen sich breit machen. Ob es nun die Blätter waren odre es auch sonst wieder weg gegangen wäre, kann ich natürlich nicht beurteilen. Jedenfalls sind sie bald verschwunden. Bei den herrschenden -4°C hätte ich doch meine lange Unterwäsche anziehen sollen. Die Kälte ist für die aufsteigenden Dämpfe, die man nicht einatmen sollte, verantwortlich und werden kleiner, je wärmer die Umgebung ist. Das Wasser hat im Innern eine Temperatur von 120°C, an der Oberfläche immer noch 85°C und hat letztes Jahr einem Franzosen das Leben gekostet, als er beim Fotografieren zu nahe an das Loch kam und hineinfiel.
Langsam kommt die Sonne hervor und wir frühstücken. Etwas Warmes tut gut. In einer Lagune, die mit heißem Wasser gespeist wird, können wir Baden. Es sollen angeblich 38°C sein, jedoch sind wir der Meinung, dass es nicht mehr als 28°C sind.

géiser del Tatio
Egal, ein tolles Erlebnis, das man aufgrund der Höhe und der Wärme nur maximal 15 Minuten genießen sollte. Beim Rauskommen in die Kälte heißt es dann Zähne zusammenbeißen. Leider bleiben die bis zu 10m hohen Fontänen aus. Ungefähr 50-80cm sind heute das Maximum. Der Rückweg führt uns über Vado Putana, einer Furt mit verschiedenen Vögeln und tollen Farben
zum letzten übrig gebliebenen Dorf Puebla Machuca aus dem 18. Jh., als Chile mit Bolivien und Argentinien Krieg führte und dieses Gebiet von Bolivien annektierte. Sogar eine eigene Kirche haben sie. Und hervorragende Empanadas!
Ein kurzer Stopp an einem imposanten Canyon, dann zeigen sich Vicuñas, Lamas, Bergviscachas, eine Hasenmaus aus der Familie der Chinchillas und Flamingos. Zum Abschluss zeigt uns Chris noch ein physikalisches Phänomen: „Campo magnético terrestre“ (Erdmagnetfeld). Er zieht den Zündschlüssel des Wagens ab, und wie von Geisterhand fährt er durch diesen Effekt sogar einen Berg hinauf. Durch die Erschütterung werden Impulse im Boden ausgelöst, die wiederum die Steine auf dem Weg hinter dem Reifen nach oben bewegen und so nach vorne treiben (besser habe ich es nicht verstandenJ). Beeindruckend. Wieder zurück erfahre ich bei TurBus, dass meine Reifen inzwischen in Calama angekommen sind, wohl aber erst morgen oder gar übermorgen hier ankommen werden. Ich bin gespannt und verlängere zunächst für eine Nacht. Anschließend mache ich Siesta, wie die Hunde hier auch. Am Nachmittag führt die dritte Tour ins Valle de la Luna.
Im mit Abstand trockensten Teil der Erde kann nur eine Bakterienart überleben. Die Weite, die Stille (wenn nicht gerade andere der vielen Gruppen neben einem sind), die Farben, die Formen, es ist faszinierend.
Und mit dem fast vollen Mond ein zusätzliches Highlight in der Abenddämmerung. Die drei Brasilianerinnen, der Tourguide Gonzalo und ich haben unheimlich viel Spaß.
Und so verabreden wir uns für den Abend in einer Bar mit Livemusik zu einem Absacker. Als Karina und ich beginnen zu Tanzen, werden wir umgehend vom Chef aufgefordert, dieses zu unterlassen. Ein Gesetzt noch aus den Zeiten der Diktatur verbietet und Androhung von hohen Strafen, in Restaurants und Bars zu Tanzen. Unglaublich!
Di 22.3.2016 Ruhetag
Nach den doch anstrengenden Tagen tut das Ausschlafen gut. Gegen Mittag frage ich nach, ob die Reifen da sind. Noch nicht, jedoch wohl ab 18 Uhr soll der Bus kommen. Der Bankautomat wird gewartet und so muss ich mit dem letzten Bargeld ein Mittagessen bekommen. In einem kleinen Restaurant bekomme ich eine sehr leckere Salsa mit Brot und Thunfischsalat in Tomate als Vorspeise, eine Gemüsetortilla mit Reis und gemischtem Salat und dazu ein Glas guten Rotwein für sage und schreibe $4.000 (€5,20). Um kurz nach sechs sind dann tatsächlich meine Reifen da! Ich hole Bargeld, denn mit Karte geht da nix, und hole die Reifen ab. Leider hat die Gomería heute Abend keine Zeit mehr. Mañana! Ich fahre zur Tankstelle und prompt hält mich die Polizei dort an, ob ich nicht wüsste, dass in Chile Helmpflicht herrscht. Ich diskutiere nicht, sondern hole den Helm, obwohl hier so viele ohne Helm herumfahren. Die maximale Geschwindigkeit in San Pedro beträgt 20km/h. Mehr geht bei diesen Straßen hier auch nicht, denn es gibt keine geteerten Wege im Innenbereich. Und von der technischen Kontrolle der Fahrzeuge hier ganz zu Schweigen. 99% der Fahrzeuge würden die TÜV-Plakette nicht bekommen.
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13. Teil
Mi 23.3.2016 Vollmondnacht
Um kurz nach acht bin ich bei der Gomería, baue mein Vorderrad aus und bin überrascht, dass der Meister alles von Hand macht.
Vielleicht will er ja meine Felge schonen, die in der Apparatur sicherlich nicht frei von Kratzern geblieben wäre. Auch recht. Nach einer halben Stunde fahre ich mit neuem Reifen vom Hof. Jetzt gibt es Frühstück, dann folgt die neue Herausforderung: wie bekomme ich am Besten das neue Gepäckstück unter.

Res Chiloé San Pedro with add’l luggage
Alles ist verstaut, aber der Hinterreifen drückt schon sehr ins Kreuz. Weiter nach hinten versetzt kann ich nun auch gemütlich fahren. Gerne hätte ich mich noch von Karina, Sueli und Paula verabschiedet, kann sie aber nirgendwo finden. Auf dem Weg nach Calama entdecke ich nach etwa 30km einen Abzweig zum Dorf „Río Grande“. Eine nach kurzer Zeit eröffnet sich eine abwechslungsreiche und spannende Landschaft mit diversen Bergen und Canyons. Im Tal des Río Grande angekommen, blüht alles und ist grün, jedoch wirkt das Dorf wie ausgestorben.
Zurück geht es auf dem gleichen Weg, auf dem ich immer wieder die hiesige Tierwelt bewundern darf. Gegen Mittag erreiche ich Calama, tanke ein letztes Mal und fülle meine Vorräte auf. In einer kleinen Empanadería unterhalte ich mich länger mit der aus Bolivien kommenden Verkäuferin während ich die vorzüglichen Empanadas esse. Sie nennt mir außerdem noch ein Mittel gegen Höhenkrankheit, das ich jedoch in der Apotheke nicht bekomme. Zur Not habe ich noch eine Zwiebel im Gepäck, die auch helfen soll. Nun geht es in Richtung Ollagüe auf einer gut asphaltierten Straße mit anregender Kulisse.
Doch nach etwa 50km wechselt der Belag in guten „ripio“. Was leider immer wieder negativ auffällt sind die am Wegrand liegenden Flaschen, in die die Brummifahrer während der Fahrt hineinpinkeln und dann achtlos aus dem Fenster schmeißen. Das Gleiche geschieht auch mit Pampers, die ebenfalls herumliegen. Welch ein Zeitdruck müssen diese Fahrer haben, die sich auch nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halten, sondern oftmals mit über 100km/h an mir vorbeidonnern. Mein Navi zeigt eine Höhe von 3.250m an. Um der Höhenkrankheit vorzubeugen, biege ich hier in eine kaum befahrene Seitenstraße ab und finde nach kurzer Zeit ein nettes Fleckchen Erde zum Übernachten. Ich genieße die Abendstimmung und den aufsteigenden Vollmond. Wunderschön!
Do 24.3.2016 Umfallfreie Fahrt
Trotz, oder doch wegen der Höhe habe ich neun Stunden ohne jegliche Kopfschmerzen oder Übelkeit geschlafen. Auch die lange Unterwäsche habe ich nicht gebraucht. Mein Schlafsack war warm genug. Ich genieße mein Frühstück in der Sonne, die schon erstaunlich wärmt. Somit lasse ich mein Innenfutter der Jacke noch draußen und fahre wieder zurück auf die Hauptstraße. Diese wird nun zunehmend anspruchsvoller, denn immer wieder tauchen durch Verwehungen kleine Sandinseln auf, die mich mit nun noch höherem Schwerpunkt ganz schön ins Straucheln bringen. Bin ich froh, dass der neue Reifen drauf ist. Wahrscheinlich würde ich sonst schon auf der Nase liegen. Zwischendrin kommen wieder rund 30km Teerstraße und eine chilenische Polizeistation, die es ganz genau nimmt. Bei keiner der bisherigen Kontrollen wurde alles so genau überprüft: Fahrzeugschein, Führerschein, Pass, meine Einreisepapiere nach Chile sowie die von Flecha, alles wird mit dem Computer abgeglichen und dauert zehn Minuten, bis ich mit einem „Buen viaje“ weiterfahren darf. Im verschlafenen Ort Ollagüe findet die Ausreise statt. Stempel in den Pass, Nummernschild mit dem Papier für das Motorrad verglichen und schon darf ich passieren. Nach 2km kommt dann die bolivianische Einreise. Auch hier ein Stempel in den Pass, doch dann werde ich von der „Aduane“ zur „ROMA“ geschickt, da mein Fahrzeug das erste Mal Bolivien befährt. Diese Registrierung hätte ich auch schon in Deutschland machen können. Woraufhin ich nur meinte, dass ich mich nicht mit allen Ländern meiner Reise befasst habe. Da auch hier dieser Vorgang über das Internet gemacht wird, und diese ungefähr die Geschwindigkeit von 1995 hat, beschließt der nette Herr, mich zur Ausreise zu begleiten, um dem dortigen Beamten zu erklären, dass er die Registrierung selber in seinem Computer vornehmen muss. Geduldig macht er sich an die Arbeit und nach etwa 20 Minuten halte ich das heiß ersehnte Dokument in meinen Händen und darf einreisen. Auch hier verrichtet das Navi seinen Dienst und gibt mir die Route nach Uyuni an. Schlagartig ändert sich die Landschaft, ist nun nicht mehr so trocken und steiniger mit bizarren Felsformationen. Irgendwann verspüre ich Hunger und gebe San Cristobal als Zwischenziel ein. Erst jetzt bemerke ich, dass ich gar nicht auf der Straße durch den Salar war, sondern unten herum geführt wurde. Diese Straße ist auf meiner Karte mit zugegeben sehr kleinem Maßstab gar nicht drauf. Nachdem das GPS auf „kurvenreiche Straße“ programmiert war, gibt er mir nun vor, nach links abzubiegen. Hier sei angemerkt, dass es in Bolivien an Straßen- und Verkehrsschildern extrem mangelt. Und so folge ich dem Navi. Die Straße ist abwechslungsreich und bietet immer wieder den Blick auf einen riesigen Steinbruch, in dem Zink, Antimon, Silber, Gold und Blei abgebaut werden.
Bald entpuppt sich dieser Weg, der jetzt einspurig ist, als die bislang größte Herausforderung an Flecha und mich. Immer wieder stockt mir der Atem, was in einer Höhe über 4.000m extrem anstrengend ist, da ich kaum Luft bekomme. Ein liegengebliebener Toyota steht mitten auf dem Weg, wobei ich gerade noch vorbei komme. Ich biete meine Hilfe an, und er fragt nach einem 12er Maulschlüssel. Also stelle ich Flecha an sicherer Stelle ab, nehme meinen Koffer ab und packe alles aus, um an das Werkzeug zu kommen. Leider ist es mit dem Schlüssel nicht getan, denn nur mit einer Nuss kommt man an die Schraube gut hin. Auch einen Nusssatz habe ich dabei, jedoch ausgerechnet die in Europa nicht gängige 12er Nuss ist nicht enthalten. Wir versuchen es noch mit verschieden Werkzeugen. Ohne Erfolg. Da sein Handy funktioniert, lasse ich ihn mit seiner Enkeltochter zurück. Irgendwie tut mir der alte Mann Leid. Mein Navi zeigt mit noch 12km an. Das schaffe ich jetzt auch noch. Auf 4.444m bekomme ich einen Ausblick auf den Salar de Uyuni, der einmalig schön und sicherlich nicht jedem so vergönnt ist. Als es nur noch 3km sind, versperrt eine Schranke mir den Weg. Nein, umkehren kommt nicht in Frage. Die Schranke ist schwerer als gedacht und bleibt auch nicht oben. Erst mit zwei großen Steinen beschwert gibt sie nach. Ich lasse sie auch oben und fahre weiter, bis mein Navi und die Natur sich nicht mehr Eins sind. Hier ist die Straße zu Ende. Na gut, vorher war ein weiterer Abzweig in Richtung Steinbruch und schon bin ich mittendrin. Tatsächlich bringt mich meine Spürnase auf direktem Weg nach unten in Richtung Zivilisation und einer weiteren Schranke, an der mir deutlich klar gemacht wird, dass ich anzuhalten habe. Dies sei ein Privatgelände und wie ich überhaupt hier hinein gekommen sei. Ich erkläre ihm, wie und wo, ohne die Schranke zu erwähnen, die ja jetzt geöffnet ist. Und nach Aufnahme meiner Personalien sagt er mir freundlich, wie ich nach Uyuni komme. Nach 2km kommt dann auch San Cristobal, das nicht wirklich viel zu bieten hat und ich nun gleich Kurs auf Uyuni nehme. Gleich zweimal werde ich von einer Verkehrszählung (es soll geteert werden) aufgehalten mit genauen Angaben des woher, wohin, was für ein Fahrzeug, wie viel Kilogramm Gesamtgewicht, Nationalität und Nummernschild. Die folgende Piste ist haarsträubend. Tiefe Schlaglöcher, in die ich nicht mit 40km/h „hineinfallen“ möchte, Spurrillen, immer wieder Sand, mit dem ich von entgegen kommenden Fahrzeugen sandgestrahlt werde, und verrückte Brummifahrer, die so schnell fahren und mich überholen, als ob es kein Morgen gäbe. Völlig erschöpft und glücklich, heil angekommen zu sein, nehme ich auf eine Tankstelle. Natürlich nimmt diese nur Bargeld, aber nach erst 400km hat das ja noch Zeit. Zum Glück ist es in Bolivien kein Problem, Geld aus dem Automaten zu bekommen. Und gleich nebenan finde ich ein nettes Restaurant, vor dem ich direkt parken kann, sodass ich Flecha im Auge habe. Das erweist sich als berechtigt, denn zwei Jungs setzen sich auf das Fenstersims und beäugen das Motorrad gründlich, bis der Eine aufsteht und sich Flecha nähert. Er schaut sich um und sieht mich hinter der Scheibe. Er murmelt etwas zu seinem Kollegen, der sich auch umdreht und mich sieht. Dann gehen sie beide weiter. Vielleicht tue ich den Beiden Unrecht. Jedenfalls bin ich froh, im Hostel Toñito einen abgesperrten Parkplatz zu haben, auch wenn der Preis für bolivianische Verhältnisse recht hoch ist ($250 ÜF; ~€33,-).
Fr 25.3.2016 Keine Höhenkrankheit
Auch die zweite Nacht auf jetzt knapp 3.700m verläuft problemlos, nur die Matratze hätte härter sein dürfen. Ein umwerfendes Frühstück wartet auf mich. Von Eiern, Wurst, Käse, Tomaten, Quiche, Waffeln, Joghurt, Obst und Haferflocken bis frischem Orangensaft, gutem Kaffee und Tee ist alles da, was das Herz begehrt. Sehr lecker! Bolivien zeigt bereits hier seine volle Farbenpracht und die typischen Einheimischen in ihren Gewändern, den lustigen Hüten und ihren Tragesäcken, in denen entweder Kinder oder Einkäufe eingepackt werden. Uyunis Stadtkern bietet vom Markt über diverse Einkaufsmöglichkeiten, Cafés und Restaurants, Banken und Tour-Anbietern so ziemlich alles, was man braucht.
In der von Svenja und Marteen empfohlenen Agentur „Andes Salt Expedition“ buche ich dann auch meine morgen beginnende 3-Tages Tour zu den bekannten Plätzen rund um den Salar. Bei einem Kaffee genieße ich die Sonne und lese. Gegen zwei Uhr buche ich bei einem anderen Anbieter eine Sunset-Tour auf dem Salar. Inbegriffen sind auch Gummistiefel, da immer noch das Wasser knöcheltief steht. Meine Entscheidung, nicht mit Flecha über den See zu fahren, wird hiermit nochmal bestätigt. Als ich jedoch um 16 Uhr ankomme, heißt es, dass das Auto erst gegen 17.30 Uhr ankommt. Da die Fahrt ca. 40 Minuten dauert und der Sonnenuntergang, da es hier keine Sommerzeit gibt, schon um 18.20 Uhr ist, stornieren wir leider diese Tour. Ein paar leckere Quesadillas in der Abendsonne, dann kaufe ich für morgen ein und packe meinen großen Rucksack. Gut, dass ich ihn mitgenommen habe.
Sa 26.3.2016 – Mo 29.3.2016 3 Tages-Tour Salar de Uyuni
Ich bringe mein Gepäck in die Abstellkammer des Hostels und mache mich um halb elf auf den Weg zur Agentur. Dort treffe ich auf Andrew, Stephen, Brain und Erica aus USA sowie Marlie aus CND, mit denen ich die nächsten 3 Tage zusammen mit unserem Guide Pito verbringen werde. Schade nur, dass Pito kein Englisch kann und die Amerikaner kaum Spanisch. Pitos Spanisch wird auch dadurch nicht verständlicher, dass er die rechte Wange voll mit Coca-Blättern hat. Wir besuchen die schönsten Plätze im und um den Salar de Uyuni. Nur die Laguna Verde lassen wir aus, da sie morgens wie eine der vielen anderen aussieht. Dafür haben wir mehr Zeit in den Thermen. Die Bilder sprechen für sich.
Di 29.3.2016
Der Magen grummelt und ich fühle mich schwach. Liegt es am zu langen Baden in so großer Höhe oder habe ich doch wieder einen Sonnenstich? Ich glaube nicht, dass ich etwas Falsches gegessen habe. Das Packen dauert dementsprechend lange und gegen elf Uhr komme ich los. Bolivien unterstützt seine Bürger dahingehend, dass es das Benzin subventioniert. Das machen sich viele Tankstellenbesitzer zunutze. Und so kann ich den Preis pro Liter immerhin von 8 Bol auf 7 Bol (~€0,95) runterhandeln. Natürlich ohne Rechnung. Andere schreiben, dass sie auch schon für 5,50 Bol getankt haben. Die Fahrt nach Potosí ist absoluter Kontrast zu den bisherigen Straßen, und Chris, der Restaurantbetreiber des Hostels hat nicht zu viel versprochen, als er sagte, ich werde es in vollen Zügen genießen. An der Mautstation werde ich freundlich durchgewunken, denn Motorräder müssen hier nicht bezahlen. So cruise ich gemütlich durch die durchaus abwechslungsreiche Gegend und erreiche die höchstgelegene Stadt der Welt gegen zwei Uhr. Mein Navi ist überfordert mit den vielen Einbahnstraßen und verkehrsberuhigten Straßen, durch die ich mit dem Motorrad nicht fahren darf. So dauert es eine Weile, bis ich das Hostel Kaola Den erreiche, das immer wieder empfohlen wird. Auch mit dem Wissen, dass es kein Parkplatz für Flecha dort gibt, frage ich an. Ich bekomme ein schönes Zimmer und kann tatsächlich im dazugehörenden Hotel auf der anderen Seite Flecha bis in den Innenhof bringen und abstellen. Dort ist sie sicher. Es vergeht eine Ewigkeit, bis ich alle meine Sachen im Zimmer habe. Dann lege ich mich nur noch ins Bett und versuche, bis morgen wieder einigermaßen fit zu werden, um die Minenbesichtigung mitzumachen.
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14. Teil
Mi 30.3.2016 Minenbesuch
Unzählige Male bin ich aufgewacht, habe die Toilette aufgesucht und viel getrunken. Langsam geht es besser, fühle mich jedoch immer noch schlapp. Ich hoffe mal, dass die Immodium helfen. Zumindest ist der Appetit wieder da. Nach der Pflege der Website werde ich um halb zwei abgeholt und zusammen mit zwei Deutschen (Sabrina und Alexandra) bilden wir die englische Gruppe. Zunächst werden wir eingekleidet mit Stiefeln, Hose, Jacke, Helm und Lampe. Dann geht es weiter Shops, in denen die Minenarbeiter ihre gesamte Ausrüstung besorgen können und schlussendlich auch müssen, denn sie sind quasi Selbständig. Daher kaufen wir für die Arbeiter noch jeweils Geschenke: 1 Paar Handschuhe (10Bol), Dynamit (22Bol), 2l-Flasche Limonade (8Bol) und 2 Beutel Coca-Blätter (10Bol). Neben dem Guide gibt es noch einen Assistenten, der uns die Sachen alle abnimmt und trägt, worüber ich in dieser Höhe sehr dankbar bin. Mit einem Kleinbus geht es hinauf auf über 4.400m zu einem der über 500 Zugänge in den Cerro de Rico (der reiche Berg). Wir erhalten Einblick in die mühsame und schwere Arbeit der Minenarbeiter, die seit 1985 als Cooperativen arbeiten. Unser Guide weiß auch genau, wer welche Dinge am Dringendsten benötigt und verteilt unsere Geschenke dementsprechend. Höhepunkt der Tour ist die Sprengung von 13 Dynamitladungen, die zuvor mühsam in den Berg gebohrt wurden. Bei jedem Donner erschrecken wir und sind froh, dass nichts einstürzt. Zum Abschluss gehen wir noch zum Diabolo, dem regelmäßig Opfer dargebracht werden, damit er die Minenarbeiter beschützt. Auch einen kleinen Altar gibt es in der Höhle.
Das Laufen in gebückter Haltung ist anstrengend und ich bin froh, als ich wieder draußen bin. Das Tageslicht blendet ganz schön. Am Abend laufe ich noch durch die bunten Straßen der Stadt, die doch einiges vitaler als Uyuni ist. Auch tragen die Frauen hier Hüte, die mehr wie ein Cowboyhut aussehen, und nicht die runden Hüte. Die Abgase und die dünne Luft machen mir zu schaffen. Obwohl nur bestimmte Nummernschilder fahren dürfen, wüsste ich nicht, wohin die restlichen Autos passen sollten, denn alles ist verstopft und ein permanentes Hupen ist zu hören. Neben den vielen Ständen mit fettigem Essen, das auch dementsprechend stinkt, gibt es aber auch viele mit frischem Obst und den Säften daraus.
Do 31.3.2016 5-Sterne Straße
Erholt und wieder bei Kräften wache ich gegen acht Uhr auf, frühstücke und hole Flecha aus ihrem Quartier. Das geht einfacher als gedacht und kurz nach zehn mache ich mich auf den Weg nach Sucre. Die Sonne lacht von oben und die gut ausgebaute und kurvige Straße erzeugt bei mir ein breites Grinsen. Routiniert überhole ich die Autos an der Mautstation, grüße freundlich und fahre weiter. Trotz der Bemühungen der Stadt, die Müllberge einzudämmen und die Straßenränder zu säubern, schaut es zumeist fürchterlich aus und erinnert wohl eher an eine Sisiphusarbeit. Immer wieder stinkt es nach Kot und Urin. Bolivien ist mit Abstand das dreckigste Land bisher. Ich genieße die tollen Berge, die mal völlig grün sind, dann wieder felsig und schroff.
Trotz Sonne sind es nur 18°C. Und so bin ich froh, das Innenfutter nicht herausgenommen zu haben. Leider endet auch diese Fahrt, der ich 5 von 5 Sternen gebe. Sucre liegt auf 2.700m und entsprechend wärmer ist es hier. Es ist hier wesentlich sauberer, die Luft ist besser, es gibt unheimlich viele Geschäfte und ich freue mich auf einen Bummel durch die Stadt. Das angepeilte Grand Hotel hält leider nicht, was im Handbook steht. Es gibt keinen Parkplatz für Flecha, und so fahre ich weiter zum Hostal Pachamama, das einen wunderschönen Innenhof hat, in dem ich Flecha unterbringe.

Hostel Pachamama Sucre
Ein Einzelzimmer mit Bad kostet 80Bol (€10,50). Sagenhaft. Als erstes versuche ich ein letztes Mal, meine Wanderschuhe zu kleben, deren Sohle sich erneut löst. Dann mache ich mich auf den Weg zum Café Mirador, von wo aus man einen herrlichen Blick über die Stadt hat, ausgezeichneten Kaffee und leckeren Kuchen bekommt. Dazu einen Liegestuhl. Genau richtig für eine Siesta. Auf dem Rückweg komme ich am Mercado Central vorbei, einer Markthalle gleichend, wo ich aber sogar Naturjoghurt bekomme. Außerdem Äpfel und eine richtig süße Mango. Lecker!
Da es sich mit der Marktwirtschaft hier anders verhält, findet man in einer Straße alle Reifenhändler, in der nächsten alle Werkstätten, und eben in einer alle Friseurläden. Ich gehe in einen ohne Kunden hinein und bin nach 10 Minuten geschoren wieder draußen. Für 20Bol kann man nicht meckern.