So 1.5.2016
Ich kann richtig ausschlafen und stehe erst um 9 Uhr auf. Das Frühstücksbuffet bietet alles, was mein Herz begehrt und das gute Internet ermöglicht mir, mit der Heimat Kontakt aufzunehmen. Erst um 11 Uhr komme ich vom Hof und bin nun auf der Suche nach einer Tankstelle mit 95 Oktan Benzin. Es hilft nichts, ich muss tatsächlich wieder für 5km die Straße zurückfahren, die ich gekommen bin. Schon nach kurzer Zeit wird mir klar, warum Google für die 280km mehr als 6 Stunden veranschlagt. Eine Schlaglochpiste lässt recht schnell meine Schulter und Handgelenke schmerzen. Schade, denn die Umgebung ist wunderschön, und gerne hätte ich mich mehr der Landschaft gewidmet als dem Straßenbelag.
Nach einer Stunde bin ich schweißgebadet und erst 30km weit. Ein Lichtblick erscheint, denn die Felsen, und somit die vielen Löcher in der Fahrbahn, werden weniger. Ich bewundere die Menschen, die in dieser Abgeschiedenheit leben können. Da es auf der anderen Seite des Berges wieder ins Tal geht, bleibt die schöne Fahrbahn ein kurzes Vergnügen. Schade! Erst gegen 16 Uhr bin ich in La Unión. Irgendwie ist es mir aber noch zu früh, mir in diesem Bergdorf eine Bleibe zu suchen. Außerdem zaubert die Sonne in den Abendstunden eine fabelhafte Stimmung. Und so fahre ich weiter und werde mit einer eindrucksvollen Fahrt durch eine Schlucht belohnt.
Leider ist der Straßenbelag nur kurzfristig besser. Das kann ja heiter werden. Aber was sehen meine müden Augen? Von rechts kommt eine einwandfreie Straße auf die meine mündet. Mich würde ja schon interessieren, woher diese kommt. Egal, ich habe erneut meinen Spaß und schneebedeckte Berge tauchen im Abendrot auf. Auf der anderen Seite tauchen dunkle Wolken auf! Und ich habe meinen Koffer noch nicht abgedichtet. Ich hoffe, dass ich verschont bleibe. Plötzlich will mein Navi mich nach rechts in ein Naturreservat lotsen. 54km Schotterpiste vom Feinsten bei 8°C und größter Regenwahrscheinlichkeit. Einfach NEIN! Da ziehe ich dann doch die schöne Teerstraße vor und nehme die 40km Umweg gerne in Kauf. Gemütlich gleite ich mit 80-100km/h durch die langgezogenen Kurven und genieße die unendlich verschiedenen Rottöne.
Es wird dunkel und patschnasse Straßen zeugen von örtlichen, heftigen Regenschauern. Glück gehabt! Um 19 Uhr erreiche ich Huaraz’ Plaza de Armas, auf dem ein größeres Aufgebot an Polizei steht. Als ich einen Polizisten nach einer Unterkunft frage, kommen sofort weitere angelaufen und wollen helfen. Nur weiterhelfen können sie mir nicht so richtig. Das einzige Hotel mit Parkplatz, das sie kenne und mir empfehlen, ist schon voll. Also doch mein Navi gefragt und 500m weiter lande ich in dem Hotel „Suiza Peruana“ mit gutem Bett. Ich bin fix und fertig und spüre jeden Knochen meines Oberkörpers.
Eine ungewöhnliche Art der Südamerikaner, jemandem anzuzeigen, dass man ihn überholen kann, ist es, im Gegensatz zu Europa, den linken (!) Blinker zu setzen. Ds hat jedoch den schwerwiegenden Nachteil, dass das auch bedeuten kann, dass eben dieses Fahrzeug auch selber zum Überholen ansetzen will oder, noch schlimmer, nach links abbiegen will und seine Geschwindigkeit verringern wird. Somit für mich absolut bedeutungslos!
Mo 2.5.2016
Heute geht es in Richtung Chacas. Bis zum Abzweig in Carhuaz ist die Fahrt recht öde, doch was nun folgt sind volle 5* Kurvenspaßfaktor. Eine der bestausgebauten Höhenstraßen Perus endet abrupt in Shilla in einer heftigen Schotterstraße. Hätte Alex mir nicht gesagt, dass es bis obenhin geteert ist, wäre ich wahrscheinlich umgekehrt. Und so kann ich nun ungetrübt die Serpentinen samt Bergpanorama, glasklaren Bergbächen und hohen Wasserfällen genießen. Zwischendurch stoppt mich eine Schranke, die sich nach Zahlung von 10Sol Eintritt in den Nationalpark öffnet. Jede Kurve gibt einen neuen Blick frei und ich kann mich gar nicht satt sehen.
Oben auf 4.600m führt der Tunnel Punta Olimpica auf die andere Seite mit einem faszinierenden Blick auf die Laguna Yarranaju.
In Chacas mache ich eine Pause und treffe eine Schweizerin mit ihrem peruanischen Freund. Wir besprechen meine Weiterfahrt, da ich zurück die Route im Norden nehmen möchte. Er meint, dass ich dafür mindestens 4 Stunden benötigen würde. Jetzt ist es 14.15 Uhr. Also gut, ich versuche, die 80km Schotter zu meistern, muss nach den ersten Kilometern aber feststellen, dass ich dafür bestimmt 5-6 Stunden bräuchte. Kein falscher Ehrgeiz. Ich nenne es Vernunft und drehe um.

way from Chacas to San Luis
Ich glaube, auch Flecha dankt es mir. Und so fahre ich die herrlichen 60km wieder zurück. Zwischendurch will doch tatsächlich ein LKW-Fahrer, dass ich bergauf zurück fahren soll, damit er an mir vorbei kommt. Ich versuche ihm zu erklären, dass ich keinen Rückwärtsgang habe und warte rund eine Minute, bis er sich erbarmt, doch selbst rückwärts zu fahren.
In Yungay, einem nicht besonders anziehenden Ort, finde ich ein nettes Hotel für 50Sol, in dem auch schon Freiburger Hinterlassenschaften hängen, und Flecha kann durch den Speisesaal im Innenhof parken.
Di 3.5.2016
Am Morgen treffe ich auf das Pärchen aus England, dessen Africa Twin im Speisesaal parkte. Sie meinen, dass die Straße zur Lagune recht heftig ist, jedoch nach der Hälfte besser zu fahren sei die Mail von Alex, dass sich die Straße für das, was man zu sehen bekommt, nicht lohne, las ich erst hinterher). Also mache ich mich auf den Weg und muss feststellen, dass es wirklich anstrengend ist. Nach einer Stunde (25km) erreiche ich die Lagune Llanganuco (Eintritt in den Park: 10Sol), die bei diesem herrlichen Wetter schon beeindruckend ist.
Dieses Türkis vor der Kulisse ist wunderschön, und ich bereue nicht, diese Strapazen auf mich genommen zu haben. Gerne hätte ich auch noch die Wanderung zur Lagune 69 gemacht. Doch meine Achillessehne lässt eine längere Wanderung noch nicht zu. Zurück geht es etwas schneller. Gegen Mittag bin ich wieder zurück in Yungay, gönne mir ein Stück Kuchen und einen Kaffee und mache mich auf die von Google vorgeschlagene Route nach Trujillo auf. Für die 256km veranschlagt Google tatsächlich 6 Stunden. Ich bin gespannt. Bis Colcas noch etwas langweilig ändert sich das schlagartig. Paradiesische Kurven entlang einer tiefen Schlucht hindurch unzähliger kleiner Tunnels.

way from Yungay to Yuracmarca
Nach 50km ist jedoch Schluss, denn es folgt grausamer Schotter, wovor mich die Engländer schon gewarnt hatten. Mehr als 25km/h ist nicht drin. Inzwischen hat das Thermometer die 35°C erreicht, und ich weiß nicht, ob ich die morgendliche Tour gemacht hätte, wenn ich das schon vorher auch nur hätte erahnen können. Nach ermüdenden 35km wird der Schotter dann angenehmer zu fahren und ich komme zügig vorwärts.

way from Yuracmarca to Chimbote
Allerding bläst in dem Tal nun ein extrem böiger Wind, der es immer wieder schafft, mich an Stellen zu treiben, wo ich nicht hin will. So auch auf einer Brücke, auf der ich dann in einem Loch lande, das sich mittendrin zeigt. Nochmal Glück gehabt. Ich kann es gerade noch erbremsen und falle nicht um! An einer Brücke sehe ich auf der anderen Seite eine perfekte Teestraße! Ein Blick auf die Karte sagt mir jedoch, dass diese Straße in eine völlig falsche Richtung führt. Also weiter mit den Steinderln. Immer wieder muss ich anhalten, wenn Bauarbeiter notwendige Arbeiten durchführen oder gar die Straße von Felsbrocken und Geröll befreien.

way from Yuracmarca to Chimbote
Plötzlich ändert sich der Belag. Ein Dampfwalze hat alles blitzblank gewalzt und ermöglicht mir nun gemütlich mit 70-80km/h darüber zu fahren. Bis zur nächsten Kurve! Auf einmal fangen die an, kleine Kieselsteine auf der Fahrbahn zu verteilen, der sich naturgemäß an manchen Stellen schon zu riskanten Haufen aufgetürmt hat und für Wahr nicht besser zum Fahren ist als Sand. Mehr als einmal komme ich ganz schön ins Schlingern. Nach insgesamt 70km erreiche ich endlich die Teerstraße, und mit ihr die Wüstenlandschaft. Nur entlang des Flusse zeigen sich kleine grüne Streifen. Mein Navi kennt kurz darauf eine Abkürzung, die auch Google für seine Berechnung verwendet hatte. Nur ein erneutes Abenteuer möchte ich um diese Zeit nicht eingehen und entschließe mich, bis nach Chimbote weiterzufahren und einen Umweg von 50km in Kauf zu nehmen.
Und diese Strecke ist gar nicht mal so übel, denn immer wieder kommen kurvenreiche Passagen, die richtig Spaß machen. Zum Ende hin wird es dann eintönig und der Rauch der brennenden Felder und Büsche beißt in Auge und Nase. Was die vielen kleinen Hütten am Straßenrand bedeuten, entzieht sich meiner Kenntnis, schauen jedoch sehr lustig aus. Völlig erschöpft erreiche ich noch bei Tageslicht Trujillo. Im Hotel Colonial,
wo ich Flecha direkt neben der Rezeption parken kann, treffe ich tatsächlich die beiden Schweizer von der Dschungeltour wieder. Leider fahren sie gleich mit dem Bus weiter. Kurz frisch gemacht, dann gehe ich raus auf Erkundungstour. Die Kathedrale besticht durch ihre Einfachheit und schöne Deckenmalerei.
Um den Plaza des Armas herum sind wenige Geschäfte und auch kein reges Treiben. Auffällig ist, dass die Straßenblöcke, wie in den meisten Städten Südamerikas, immer auf eine Sache spezialisiert sind. So findet man auf einer länge von 200m über 50 (!) Optiker, im nächsten Quadranten dann über 30 Friseurläden. Nur die Suche nach einem schönen Restaurant erweist sich schwieriger als gedacht und so lande ich im El Cellar, in dem ich es mir gutgehen lasse.
Mi 4.5.2016 Trujillos Ausgrabungen
Ein Taxi bringt mich für 12Sol (€3,20) hinaus zum Museo Chan Chan, das nicht so reizvoll ist. Zur eigentlichen Stadt Chan Chan sind es noch gut 2km zu Fuß. Ein vorbeikommendes Taxi nimmt mich für 2Sol mit. Die einstige Welthauptstadt wurde nur aus Lehm erbaut und hatte auf einer Fläche von rund 20km2 an die 30.000 Einwohner. El Niño zeigt leider schon stark seine Spuren.
Meiner Meinung nach viel zu spät hat Peru damit begonnen, dieses 1986 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannte Reich mithilfe von Überdachungen vor dem Zerfall zu schützen. Der viele Regen und die immer stärker werdenden Winde haben bereits heftig an den Mauern genagt. Leider fehlen inzwischen auch die meisten Schautafeln mit ihren Erklärungen. Trotz 10Sol Eintritt ist man nicht in der Lage, die Anlage sauber zu halten. Hinter den Mauern bleibt der Müll einfach liegen. Schade! Ich laufe zurück zur Hauptstraße, da wohl auch die Taxifahrer eingesehen haben, dass sich kaum mehr Touristen hierher „verirren“. Für 20Sol lasse ich mich einmal quer durch die ganze Stadt fahren. Nach 30 Minuten erreiche ich Huaca De La Luna. Zunächst imponiert mir das Museum, das neben vielen Ausgrabungsgegenständen aus dem Mondtempel auch die Geschichte der Mochastadt gut erklärt. Danach gehe ich 500m hinüber zum Tempel und schließe mich einer Führung an, die gerade begonnen hat. Das gefällt mir wesentlich besser. Man kann sich richtig gut vorstellen, wie es früher einmal ausgesehen hat. Erstaunt bin ich über die sehr gut erhaltenen Farben und die Größe an sich. Der gegenüberliegende Sonnentempel muss erst noch ausgegraben werden, ebenso die dazwischenliegende Stadt.
Das wird noch Jahre dauern. Ich frage die Gruppe, ob sie auch wieder zurück in die Stadt fahren und kann mich anschließen, ohne zu wissen, dass es sich um das kleinste Auto handelt, das sich auch noch Taxi schimpft. Nach 20 Metern ist auch zunächst mal Schluss, denn ein Platten hindert uns an der Weiterfahrt.

taxi flat tyre Huaca de la luna
Jorge wechselt geübt das Rad, dann können 5 erwachsene Männer gen Stadt fahren nicht ohne auf jedem „Maulwurfshügel“ aufzusetzen. Jorge bringt mich bis vor mein Hotel ohne etwas dafür zu verlangen. Sehr nett!
Bei der Durchsicht meiner Papiere stelle ich zu meiner Freude fest, dass mein Visum, im Gegensatz zu Bolivien, nicht 30 Tage sondern 90 Tage gültig ist. Nur meine Versicherung läuft am 8.5.16 aus, wobei Alex meint, dass das bei der Ausreise niemanden interessiert.
Do 5.5.2016 Strecke machen
Bereits um 8.30 Uhr lasse ich Trujillo hinter mir, denn vor mir liegen über 600km nach Máncora. Ich bin erstaunt, wie flüssig ich vorwärts komme. Nur ein kurzer Halt zum Tanken und Mittagessen, dann geht es weiter an meist wüstenhafter Umgebung und auch meistens nur geradeaus.
Egal, gegen 15 Uhr erreiche ich die Küstenstraße und werde von einem Einheimischen auch gleich gefragt, ob ich eine Unterkunft mit Cochera (Abstellplatz) suche. Er bringt mich zu einem durchaus schönen Hotel, jedoch soll das 150Sol pro Nacht kosten. Ich war schon bereit dazu. Als es jedoch hieß, dass ich trotz vieler VISA-Schilder nur Bar bezahlen kann und der Parkplatz für Flecha auch nicht abgeschlossen ist, entschließe ich mich zur erneuten Suche. Ich fahre zurück und lande im Hotel Puerta del Sol. Für nur 95Sol bin ich der einzige Gast, habe einen herrlichen Blick zum Meer, ein Zimmer mit Klimaanlage und einen abgesperrten Parkplatz. Hier bleibe ich 3 Nächte und werde mal so richtig ausspannen.
Fr 6.5.2016 / Sa 7.5.2016
Faullenzen und Genießen!!
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19. Teil
So 8.5.2016
Ein letztes Mal genieße ich den Meerblick während des Frühstücks bevor es nach Norden Richtung Ecuador geht. Die Küstenstraße ist nicht spektakulär und gibt nur ab und zu den Blick frei auf das Meer. Nach 140km bin ich in Ecuador und bin gespannt. Es läuft alles problemlos mit der einzigen Ausnahme, dass an Wochenenden die Einfuhr von Fahrzeugen nicht direkt bei der Einreise durchgeführt wird, sondern dafür nach Chacas muss. Ich folge also der Beschilderung und muss feststellen, dass keiner weiß, wo das sein soll. Also fahre ich zurück und frage den netten Beamten erneut. Ein seit sechs Jahren in Peru lebender Spanier meint sofort, ich könne hinter ihm herfahren. Es zeigt sich, dass ich einfach 200m zu früh abgebogen war. Obwohl wenig los ist, dauert es eine Ewigkeit, bis wir an der Reihe sind, denn der Beamte ist alleine. Bis jetzt weiß ich nicht, wozu er meine Email-Adresse haben muss. Egal. Ich gebe sie ihm und halte nach 45 Minuten das ersehnte Dokument in den Händen. Nach einer Versicherung werde ich kein einziges Mal gefragt. Unmittelbar nach der Grenze ändert sich die Landschaft schlagartig. Aus der Wüste Perus wird eine enorm grüne Landschaft, allerdings auch mit vielen Wolken die in Richtung Berge sehr dunkel werden. Es sieht sehr nach Regen aus, aber für den Moment lässt der Straßenverlauf mein Herz höher schlagen.
Hinzu kommt die Gelassenheit der ecuadorianischen Autofahrer, die einen freundlich mit der Hand ein Zeichen zum Überholen geben. Es gibt kein Gehupe. Sehr angenehm. Hatte ich bei der ersten Tankstelle noch gehofft, Benzin mit mehr als 92 Oktan zu bekommen, so werde ich bei der nächsten darüber aufgeklärt, dass es nur ein „Super“ gibt, eben mit 92 Oktan. Höherwertiges gibt es in ganz Ecuador nicht, und dieser Saft ist auch der Einzige, der sehr variable im Preis ist. Während überall im Land Diesel $1,03 und „Extra 85“ $1,48 kosten, ist die Spanne für Super von $2,00 bis $2,33. Pro Gallone (3,78 Liter) wohl bemerkt. Das entspricht rund €0,55 – €0,60 pro Liter, der bisher günstigste Sprit (mal abgesehen von der einen Füllung zu Einheimischenpreis in Bolivien). Auf Anhieb ist mir das Land sympathisch. Es ist viel sauberer als Bolivien und Peru, wo mir ein Autofahrer tatsächlich seine leere Flasche aus seinem Auto direkt vor mein Motorrad wirft. Unglaublich! Langsam geht es auf 2.500m hinauf. Die ersten Tropfen fallen, es wird kühler und der Nebel gibt zum Teil nur 50 Meter frei. Und dann schüttet es doch wie aus Eimern, jedoch ziehe ich meine Regenkombi für die letzten 60km nach Loja nicht an. Meine Hoffnung, dass es sich nur um lokale Schauer handelt, wird bestätigt. Dennoch lässt die nasse Straße meinen Hinterreifen immer wieder um die Kurve rutschen, denn inzwischen ist er nach 16.000km recht abgefahren. In Loja finde ich für $17,- ein nettes Hostel (Hostal Paris) mit einem Parkplatz erneut direkt neben der Rezeption. Es ist Sonntag und das bedeutet, dass die meisten Läden und Restaurants geschlossen sind. Nach langem Suchen finde ich endlich eine Pizzeria und bekomme etwas in den Magen.
Mo 9.5.2016
Am Morgen bekomme ich die freudige Nachricht, dass ich nicht nur einen Platz auf dem Tauchschiff bekommen habe, sondern auch noch einen zusätzlichen Last-Minute-Rabatt von 13,5%. Jetzt brauche ich nur noch den Flug. So ein Mist, seit gestern hat sich der Preis um €70,- erhöht. Ich buche ihn trotzdem und warte nun auf die Bestätigung. Erst kurz nach elf fahre ich los, schaue mir im Vorbeifahren die diversen Kirchen an und halte am berühmten Stadttor nochmal an.
Immer wieder schaffen es vereinzelte Sonnenstrahlen durch die dicken Wolken, die Ecuador anscheinend fest im Griff zu haben scheinen. Daher ziehe ich nun doch kurz nach Lujo meine Kombi an. Keinen Moment zu früh, denn nach nur 500m fängt es an zu gießen. Ganz gemütlich fahre ich auf einer wunderschönen Straße mit eigentlich herrlichem Blick die 220km nach Cuenca.
Wenigsten verzichtet Ecuador fast überall auf die lästigen Maulwurfhügel. Irgendwann werde ich trotz Kombi nass. Wenigstens hört es auf, als ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft mache. Durch den Bau der ersten Straßenbahn in Ecuador sind viele Straßen gesperrt, was eine Navigation extrem erschwert. Auch gibt es kaum Hostels mit einer Parkmöglichkeit. Im Casa Linda kann ich Flecha im Innenhof abstellen und das Zimmer ohne Bad für $15,- ist in Ordnung. Eine Mail der Reiseagentur verheißt nichts Gutes, denn mein gebuchter Flug kommt angeblich zu spät an, obwohl im Ablauf stand, dass eine Ankunft vormittags ausreichend sei. Bin mal gespannt, wie ich das lösen werde. Erst mal gönne ich mir einen leckeren Schokokuchen mit einem Cappuccino. Die Stadt gefällt mir richtig gut und kommt an vielen Stellen schon europäischen Standards nahe ohne ihr Flair zu verlieren.

flower market in front of Santuario Mariano
Di 10.5.2016
Nach einem gesunden Frühstück mit Obstsalat und Joghurt bin ich bereit für eine Stadtrundfahrt. Mit mehr als 600.000 Einwohnern ist Cuenca die drittgrößte Stadt Ecuadors und weite Teile der Altstadt sind Weltkulturerbe. Neben den 52 Kirchen gibt es zahlreiche Häuser im Kolonialstil zu bewundern.
Ein 20-minütiger Stopp dem traditionellen „Panama-Hut“ Hersteller ist sehr interessant, denn Ted Roosevelt hat diesen Hut als erstes in Panama gesehen und ihm diesen Namen gegeben. In Wirklichkeit wird er jedoch seit mehr als hundert Jahren hier in Cuenca nahezu komplett manuell hergestellt. Je nach Feinheit der Fasern kann ein Hut zwischen $30,- bis $2.000 kosten. Wieder zurück am Ausgangspunkt erfahre ich, dass das die „Nord-Tour“ war. Also bleibe ich sitzen, denn die „Süd-Tour“ ist im Preis inbegriffen, dauert erneut rund 100 Minuten und führt nun zum Mirador Turi, von dem aus man einen herrlichen Blick über die Stadt hat. Sonst gibt es dort jedoch wenig Interessantes. Die vier Flüsse, die durch Cuenca fließen, sind zu 60% die Wasserversorgung der Stadt und als einzige Stadt Ecuadors aus dem Hahn trinkbar. Nach mehr als vier Stunden gibt es nun Kaffee und Kuchen.
Genau rechtzeitig, denn es beginnt in Strömen zu regnen. Für morgen buche ich eine Tour in den Cajas Nationalpark und gehe danach in ein nettes kleines Restaurant „La Pedir de Boca“.
Mi 11.5.2016
Getreu dem Motto „wenn Engel reisen..:“ entwickelt sich das Wetter entgegen aller Vorhersagen zum Guten und Eddie, unser Guide, und Stephen erleben einen tollen Tag mit enorm vielen Informationen. Das gibt es zum Beispiel die Andentulpe, die in Wirklichkeit eine Enzianart ist und ebenso endemisch ist wie der Puppenschuh (zapato de la muñeca), der unserer Pantoffelblume ähnlich ist. Die Andenblume, die rote Blätter und grüne Blüten hat, gehört zur Familie der Edelweiß und die Andentrompete wird einerseits dazu verwendet, die Entzugserscheinungen bei Drogenabhängigen zu lindern, andererseits von Kriminellen dazu, ihre Opfer hörig zu machen, indem sie ihre Opfer unwissentlich daran riechen lassen. Auch der Polylepis, Papierbaum genannt, ist endemisch und inzwischen vom Aussterben bedroht, da die uninformierten Einheimischen ihn als Brennholz verwenden. Sehr schade, zumal es genügend Pinien gibt, die nicht mehr genug Geld abwerfen und somit zuhauf hier stehen. Neben Flora ist auch die Fauna hier beeindruckend. Es gibt mehr Vogelarten in Ecuador als in gesamt Nordamerika. Ein schöner See am Fuße des Parks runden den Tag ab und pünktlich um 16.30 Uhr sind wir wieder zurück.
Im Hostel stelle ich dann fest, dass ich meinen Geldbeutel in Eddies Auto habe liegenlassen. Nur gut, dass er unweit entfernt wohnt und mir schon entgegen kam, als ich auf die Straße ging. Glück gehabt! Erneut mache ich mich auf die Suche nach Schuhen, muss jedoch feststellen, dass es auch in Ecuador keine in meiner Größe gibt. Unverrichteter Dinge gehe ich in die von einem Österreicher betriebene „Wunderbar“, wo man tatsächlich draußen sitzen kann. Dort lerne ich Kari und Walton aus USA kennen und schnell kommen wir ins Philosophieren. Später gehen wir noch in Waltons Haus, das er für drei Monate gemietet hat und trinken Cuba Libre bis nachts um halb drei.
Do 12.5.2016
Erst kurz vor zehn wache ich auf und ein herrlich weiß-blauer Himmel begrüßt mich. Eine 3-spurige Autobahn bringt mich in Richtung Riobamba. Erst nach 50km wird es einspurig und schön kurvenreich. In Ingapirca mache ich einen Zwischenstopp und schaue mir die größte Inkaausgrabung Ecuadors an.
Da dieser Ort ursprünglich von den hier lebenden Cañari erbaut wurde, sind auch Reste aus dieser Zeit hier zu sehen. Daher ist als einziger Tempel der Sonnentempel hier oval. Die folgenden 180km sind unheimlich abwechslungsreich. Es geht rauf und runter, Sonne und Nebel wechseln sich ab und es macht richtig Spaß.
Kurz vorm Ziel „braut“ sich ein Regenbogen zusammen und wird so richtig breit. Ein echtes Schauspiel.
Die Stadt selber beeindruckt nicht wirklich. Das Hostel Oasis ist schnell gefunden und hat einen richtig idyllischen Innenhof, in dem Flecha übernachtet.
Für $18,- bekomme ich mein eigenes Zimmer mit Bad, jedoch wird kein Frühstück angeboten. Im Restaurant „Bonny“, das eine umgebaute Tankstelle ist, esse ich ausgezeichnetes Ceviche und endlich Fisch aus dem Meer. Sehr gut!
Fr 13.5.2016
Der Hahn gibt nicht auf und kräht seit 6 Uhr ununterbrochen. Während meines Frühstücks mit selbst zubereitetem Apfel und Joghurt studiere ich die Karte und kann es nicht bleiben lassen, eine andere Route als ursprünglich geplant, zu nehmen. Wenngleich mein abgefahrener Hinterreifen und die immerhin 340km mich kurz zweifeln lassen, bereue ich die Entscheidung keine Sekunde. Selbst als es dunkler und nebliger wird, beeindruckt mich die Landschaft durch den Sangay Nationalpark. Auf 3.200m Höhe liegt die Laguna de Atillo, die selbst im Nebel ihren Reiz hat.

Sangay National Park Laguna de Atillo
Und immer wieder sind Wasserfälle zu sehen. Eine 4-Sterne Straße führt bis nach Macas. Nur Murenabgänge und teilweise Schlamm auf der Straße fordern meine Konzentration. Leider sind die vielen Schotterstraßen auch an meinem Visier nicht spurlos vorüber gegangen und es gibt nur auf oder zu. Die Mechanik hat gelitten und ist auch nicht durch das Ersatzvisier zu beheben. Auf dem Weg nach unten wird es schlagartig wärmer und eine kurze Pause offenbart interessante Tiere.
Es hat tropische 27°C. Kurz vor Puyo ziehe ich meine Regenkombi aus. Leider gibt es kein Café in Puyo, das einen netten Hauptplatz hat, ansonsten jedoch nicht viel bietet.
Also muss der Kaffee bis Baños warten, wo Kari bereits das sehr günstige Hostel El Castillo ($10,-) inklusive Innenhof für Flecha gefunden hat. Im von einer Dänin geführtes Café um die Ecke bekomme ich den besten Kaffee samt Brownie. Während wir dort sitzen stößt Chris zu uns, den Kari auf der gestrigen Busfahrt sah. Immer wieder hören wir aus einem Müllwagen Musik spielen ähnlich einem Eisverkäufer. Wir erfahren, dass der Müll maximal 30 Minuten auf der Straße verweilen darf, bevor er abgeholt wird, sonst muss man Strafe zahlen. Deshalb macht der Müllmann auf sich aufmerksam. Später gehen wir zusammen ins nahe gelegene Thermalbad. Welch Wohltat nach der Fahrt heute. In einem netten Restaurant lassen wir den Abend ausklingen.
Sa 14.5.2016
In Chris’ Hostel nebenan gibt es ein sehr gutes Frühstück. Als der regen nachläst, machen wir uns auf den Weg zum Bus, der uns zum Rio Verde bringt. Der enorme Wasserfall „Cascada El Pailon Del Diablo“ hat zwei Eingänge, von wo aus man diesen von allen Seiten betrachten kann. Auch ohne Regen wird man doch recht nass, aber es lohnt sich.
Zurück in Baños nehmen wir ein Taxi zu den Termas Saltado und genießen nach dem doch recht kühlen Tag erneut die Wärme. Es ist Samstag und nach einem kurzen Imbiss zieht es uns in die Straße der Bars und schließlich in eine Salsathek.
Erstaunlich, welche Musik heute unter Salsa fällt. Wir lernen Daniela, die ihren Geburtstag hier feiert, ihren Bruder und ihre Mutter sowie einen Freund kennen und haben richtig Spaß. Zu vorgerückter Stunde „muss“ ich den nach dem Wasserfall benannten Cocktail „Pailon Del Diablo“ probieren, der allerlei Ingredienzien hat, die ich nicht kenne. Die Aubergine farbige Flüssigkeit wird flambiert ins Glas eingeschenkt und muss währenddessen in einem Zug getrunken werden. Heftig! Um drei Uhr werden wir freundlich aufgefordert zu gehen und ich falle betrunken ins Bett.
So 15.5.2016
Um kurz vor zehn wache ich das erste Mal auf, nicht imstande aufzustehen. Erst kurz vor zwölf wache ich erneut auf und spüre des Teufels Nachwehen. Bevor ich losfahre muss ich noch die vordere Glühbirne auswechseln, die nach Torres del Paine erneut durchgebrannt ist. Leider klappt ein Mittagessen mit Danielas Familie nicht mehr und um drei Uhr fahre ich im Regen los, der allerdings kurz hinter Baños bereits aufhört. Sogar die Sonne zeigt sich später. Die Strecke nach Quito ist nichts Besonderes. Einzig die Überraschung, dass ich hier auch als Motorradfahrer zweimal Maut bezahlen muss. Hierbei stören mich weniger die zu zahlenden $0,20 als vielmehr der Umstand, das Geld heraus zu bekommen. Schon im Hostel hatte ich nach einer Unterkunft geschaut, die nicht zu weit vom Flughafen entfernt ist und trotzdem auch zentrumnah ist. Dafür ist das Hostel Travellers Inn bestens geeignet. Es ist absolut sicher, hat einen Stellplatz für Flecha und ist für Quito recht günstig ($21,- Zimmer mit geteiltem Bad inkl. Frühstück). Und ich kann meine Sachen unterstellen, während ich auf den Galagos Inseln bin. Inzwischen habe ich auch eine Mail bekommen, in der mir bestätigt wird, dass ich am Flughafen abgeholt werde, sobald ich gelandet bin. Sehr gut.
Mo 16.5.2016
Beim Frühstück unterhalte ich mich Susan aus USA, die in Ecuador als Lehrerin tätig ist. Anschließend mache ich mich auf dem Weg zum BMW-Händler, das bei den vielen Umleitungen gar nicht so einfach ist.
Mit Fernando gehe ich alle Punkte durch und erneut stellt sich heraus, dass ein bisschen Spanisch ganz hilfreich ist, denn er spricht kein Englisch. Als er meint, dass es bis heute Abend um 17 Uhr fertig sei, frage ich frech, ob ich es erst in zwei Wochen abholen kann und auch meinen Helm solange hier lassen kann. Kein Problem! Auch das wäre gelöst. Mit dem Taxifahrer, der mich zurück zum Hostel bringt, vereinbare ich sowohl den Tarif als auch die Uhrzeit für den Flughafentransfer morgen früh. Den restlichen Tag schlendere ich durch das Mariscal-Viertel,
erstehe noch eine zweite Badehose und schreibe in einem Café an meinem Blog.
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20. Teil
Di 17.5.2016
Pünktlich um 6.15 Uhr holt mich der Taxifahrer, wie gestern auf der Rückfahrt vom BMW-Händler vereinbart, ab und bringt mich für die verhandelten $25,- zum Flughafen.

Galapagos Schalter
Es dauert immerhin dann doch 45 Minuten und das ohne Verkehr. Dort angekommen müssen Galapagosbesucher für die Einreise noch $20,- berappen und werden anschließend einer gesonderten Gepäckkontrolle unterzogen. Prompt vergesse ich dort meinen Pass und mein Visum, das mir netterweise zum Check-In Schalter gebracht wird, gerade als ich einchecken will und den Verlust bemerke. Der Herr am Check-In schaut zu mir auf und ragt mich sofort, ob ich einen Sitz in der Notausgangreihe haben möchte. Na klar, bitte Fensterplatz! Leider geht der Flug über Guayaquil, wo wir eine Stunde Aufenthalt haben. Am Flughafen in Baltra werden dann noch $100,- für die Nationalparkgebühr fällig, bevor ich meinen Rücksack so ziemlich als Letzter vom „Gepäckband“ in Empfang nehmen kann. Jaime holt mich als letzten Passagier der Tour vom Flughafen ab und fragt mich, ob ich ein Busticket hätte. Das habe ich natürlich nicht, da ich ja davon ausging, dass man mich abholt. So besorgt er ein Ticket für $5,-, um innerhalb von 8 Minuten am Bootssteg zu sein,

welcome to Galapagos
von wo aus es im Zodiac zur „Astrea“ hinüber geht. Der Kahn sieht schon etwas mitgenommen aus. Barfußlaufen, wie ich es gewohnt bin, ist automatisch mit dreckigen Füßen verbunden.

Astrea
Schnell probiere ich die Leihausrüstung an – alles passt perfekt! Das anschließende Mittagessen ist zwar schon kalt, aber lecker: Fisch mit Reis und Gemüse. Am Nachmittag kommt der Check-Tauchgang. Ich komme mit allem gut zurecht und bin in meiner Gruppe (Nitrox; leider gegen Aufpreis) mit 101 Tauchgängen der „Unerfahrenste“. Nur die Gruppe, die mit „normaler“ Luft taucht, hat weniger aufzuweisen. Zu sehen gibt es: nichts! Wie ernüchternd. Das Wasser ist kalt, die Sicht beschränkt und die Sonne versteckt sich hinter den Wolken. Am Abend gibt es einen Begrüßungscocktail mit der neunköpfigen Crew und den neun Tauchern. Mit Felix, meinem Buddy, teile ich mir eine kleine Kabine mit Stockbett, in das wir uns bald hineinfallen lassen.
Mi 18.5.16 – Mo 23.5.16
Wecken ist um 5.45 Uhr und nach dem Briefing um 6.30 Uhr sind wir kurz später bereits das erste Mal im Wasser. Bis zum Mittagessen folgen noch zwei weitere Tauchgänge und das, was wir zu sehen bekommen steigert sich von TG zu TG. Ganz überzeugt bin ich noch nicht. Die Sonne scheint nicht, die Sicht ist trüb und unser Tauchguide befolgt gewisse Regeln einfach nicht. Auch in den kommenden Tagen machen wir am Vormittag 3 Tauchgänge und am Nachmittag noch einen. Das ist dann verständlich, wenn wir eine große Strecke zu fahren haben, aber es sollte nicht die Regel sein. Schade, denn einen Tauchgang lasse ich tatsächlich wegen des Stresses aus. Die Tauchplätze: Bartolome, Cousin’s, Wolf, Darwin, Wolf, Punta U. Roca und Pinzón. Nach 18 Tauchgängen haben wir dann doch alles gesehen, was die Galapagos Inseln unter Wasser zu bieten haben. Neben Walhai und Hammerhaischulen, die für mich die beiden beeindruckendsten Erlebnisse waren, sahen wir noch: Manta, Adlerrochen, Diamantrochen, Goldene Rochen, Galapagoshaie, Stierkopfhaie, Weißspitzenriffhaie, Seidenhaie, Seelöwen, Marine Iguanas, Kormorane, Bärenkrebs, Oktopus, Thunfisch, Barakudas, Skorpionfische, u.v.m. sowie Schwertfisch und Delphine vom Boot aus. Ein einmaliges Erlebnis, wenngleich ich mir von den Guides gewünscht hätte, wenn sie uns noch mehr von den kleinen Schöheiten gezeigt hätte, anstatt meistens auf die Haie zu warten, die speziell bei der häufig schlechten Sicht schwer auszumachen waren.
Am Montag Mittag sind wir nach dem Essen zur „Stadterkundung“ Puerto Ayoras von Bord gegangen, wobei ich mir schon mal die Bleibe für den nächsten Tag gesucht habe (Hostel La España). Anschließend sind wir zur Darwin-Station gegangen, die aufgrund vieler Renovierungsarbeiten kaum etwas zu bieten hatte. Viel zu spät mache ich mich dann auf den Weg zur Tortuga Bay, denn um 17 Uhr muss ich schon wieder zurück sein und der Fußmarsch dauert doch 40 Minuten für die einfache Strecke. Egal, auch den Weg dorthin konnte ich durch diesen skurrilen Wald genießen.
Um 18 Uhr geht es zurück auf’s Schiff zum Abendessen und Schlafen.
Di 24.5.2016
Recht früh gehen wir an Land, bringen unser Gepäck zum Hostel und machen uns auf den Weg in die Highlands. Dort bewundern wir die Galapagos Schildkröten, die hier frei herumlaufen und ein Leben lang wachsen. Danach geht es zum Eingang eines Tunnels, den Lavaströme hier gebildet haben.
Zurück in Puerto Ayres mache ich erst einmal Siesta. Anschließend buche ich eine 3-tägige Tour zur Isla Isabela für Donnerstag und genieße mit den drei Engländern vom Schiff den letzten gemeinsamen Abend.
Mi 25.5.2016
Heute ist ein Tag Nichtstun angesagt. Ich leihe mir Schnorchelausrüstung aus und lasse mich mit dem Wassertaxi zum Steg des Playa Los Alemanes bringen, wo ich Daniela und Diego aus Antofagasta/Chile kennenlerne. Leider gibt es wenig zu sehen und die Maske ist zu allem Überfluss noch recht trüb. Als die Flut kommt gehe ich noch ein paar Meter weiter zu den „Las Grietas“, einem Becken, in dem sich Süßwasser mit dem vom Meer kommenden Salzwasser mischt und somit „Aufzuchtbecken“ für die Papageienfische ist.
Auf dem Rückweg mache ich Halt im Restaurant „Angermayer Waterfront“ und genieße bei gutem Essen und Happy Hour den Blick auf den Hafen. Beim Zurückgeben der Ausrüstung muss ich tatsächlich nichts bezahlen, da ich ja nichts „sehen“ konnte. Nett!
Do 26.5.2016
Etwas chaotisch bei der Abfertigung, aber pünktlich geht es mit 600PS innerhalb von zwei Stunden nach Puerto Villamil (Isla Isabela).
Dort steht der Guide schon bereit und mein Gepäck wird per Taxi zum Hostel gebracht. Wir fahren zu den Flamingos und danach zur Schildkrötenaufzuchtstation.
Naja, nicht so wirklich spannend, aber nett. Das Schnorcheln in Naturbecken „Concha y Perla“ war ernüchternd, denn es gab kaum etwas zu sehen, sodass ich mit Jolin und „Jacky“ (aus China) an den Strand bin und mit den Seelöwen spiele. Den Nachmittag liege ich erschöpft in der Hängematte des Hostels, wo ich Mathias (www.planlos.world) kennelerne, der mit dem Fahrrad ein Jahr durch die Welt reist. Gemeinsam gehen wir zum Abendessen, das im Preis inbegriffen ist.
Fr 27.5.2016
Um 7.30 Uhr ist Abfahrt zu den „Los túneles“. Eine Stunde Fahrt im Speed-Boot, dann erreichen wir eine von Lavaströmen geformte Naturlandschaft im Wasser, die gleichzeitig Brutstätte der Blue Feet Boobies (Blaufußtölpel) ist. Javier, unser Guide, zeigt uns Seepferdchen, Wasserschildkröten, Rochen und Weißspitzenriffhaie, die sich dort tagsüber ausruhen.
Auf der Rückfahrt zeigt sich noch ein richtig großer Wal. Ein empfehlenswerter Ausflug! Um 14 Uhr sind wir zurück. Den restlichen Tag verbringe ich mit Lesen in der Hängematte und am Strand.
Sa 28.5.2016
Heute ist schon um 6.30 Uhr Abfahrt, wobei es noch eine Stunde dauert, bis wir alle Teilnehmer zur Vulkantour aufgesammelt haben. Der Guide ist klasse, spricht gutes Englisch, hat ein enormes Wissen und ist witzig. Es geht vorbei am zweitgrößten aktiven Krater der Welt (Vólcan Cerra Negra: letzter Ausbruch 2005) zum Vólcan Chico, der durch seine Farbvielfalt besticht. Erstaunlich, was in solch einer kargen Landschaft nach kurzer zeit wieder erblüht.
Am Ende wird es richtig nebelig und feucht; ideal zum Wandern. Nach 16 Kilometern sind wir wieder zurück und ein Taxi bringt uns zum Hafen, damit wir rechtzeitig unser Boot nach Santa Cruz erreichen. Erneut herrscht Chaos, doch am Ende kommen alle mit an Bord und um 17 Uhr erreichen wir Puerto Ayres. Ein letztes Mal gehe ich zum Angermayer, bevor ich Galapgos den Rücken kehren muss.
So 29.5.2016
Um 7.20 Uhr bringt mich ein Taxi zum Busbahnhof, von wo aus um 7.30 Uhr der Bus zum Kanal abfährt. Nach 40 Minuten steige ich wieder ins Boot um, das mich nach Baltra bringt, wo wieder ein Bus steht, der mich dann um 8.40 Uhr am Flughafen absetzt. Beim Check-In werde ich sehr freundlich auf Deutsch begrüßt und bekomme wieder meinen Sitz am Notausstieg. In Quito angekommen regnet es! Durch die Zeitverschiebung um eine Stunde nach vorne ist es schon später Nachmittag, als ich im Hostel Travellers Inn ankomme.
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21. Teil
Mo 30.5.2016
Keine Ahnung, was der Grund für die unruhige und zumeist schlaflose Nacht war. Vielleicht ist es doch die erneute Höhe. Noch müde stehe ich um 8 Uhr auf und versuche erneut Herrn Kleinknecht in Deutschland zu erreichen, um meinen Transport zu klären. Leider ist er erst morgen wieder da, was ausreichend ist, da, wie ich dann erfahre, heute in Kolumbien ein Feiertag ist. Nach dem Frühstück mache ich mich bei herrlichem Sonnenschein auf den Weg zum BMW-Händler. Das Taxi, das gerade neben mir hält und mich auffordert, einzusteigen, hat kein Taxameter. Und das, obwohl ich ihn zuvor gefragt hatte. Bin mal gespannt. Er scheint die Stadt nicht so richtig gut zu kennen und ich lotse ihn zum Händler. Zum Schluss rechnet er die gefahrenen Kilometer mit irgendeinem Faktor und möchte $3,70 haben. Das geht in Ordnung. Bei Fernando, dem Meister, erfahre ich, dass man trotz zwei Wochen Zeit vergessen hatte, den Hinterreifen zu montieren. Es dauere ungefähr 30 Minuten. Ich übe mich also in Geduld und bekomme schlussendlich nach einer Stunde Flecha in perfektem Zustand übergeben. Für den kompletten Service muss ich $375,- berappen. Dafür habe ich neues Öl, Ölfilter, Bremsflüssigkeit und vier Zündkerzen, die alleine schon $125,- kosten. Die Arbeitszeit macht gerade mal $82,- aus. Es ist bereits kurz nach zwölf, als ich von dort wegkomme. Flecha schnurrt wieder und fährt sich spitze. Nach einer halben Stunde bin ich im 20km entfernten „mitad del mundo“, wobei ich nicht zur touristischen „Ciudad Del Mitad del mundo“ fahre, deren Äquatorlinie tatsächlich 240m versetzt liegt, sondern zum tatsächlichen und exakt nachgemessenen Nullpunkt beim Museo Intiñan. Um eine vor 141 Jahren dort errichtete Chichería (Küche zur Herstellung des landestypischen Maisgetränks) ist ein kleines Museum entstanden, das die Geschichte der Ureinwohner widerspiegelt. Bis vor 50 Jahren war es auch noch Tradition, aus den hingerichteten Köpfen seiner Feinde Schrumpfköpfe als Trophäe herzustellen.
Dafür wird der Schädel von Knochen befreit, anschließend die Augen, Nase und Mund zugenäht und in kochendem Wasser geschrumpft. Dann wird dieser kleine Kopf über einen Stock gestülpt. Fertig! Als nächstes erfahre ich, dass ein kleines Stück des San Pedro Kaktuses, das 10 Stunden lang gekocht wird, ausreicht, um aus dem Sud ein Halluzinogen herzustellen, das für 12 Stunden wirkt.
Verschiedene Stationen zeigen die Besonderheiten am Äquator. So ist die Sonnenuhr beidseitig zu verwenden, da sie ein halbes Jahr von Norden scheint und die andere Hälfte von Süden. Auch wird das Phänomen des ablaufenden Wassers in einem Becken gezeigt, da auf der Nordhalbkugel entgegen dem Uhrzeiger abfließt während auf der südlichen Halbkugel mit dem Uhrzeiger. Exakt auf dem Äquator ergeben sich keine Strudel und das Wasser fließt direkt nach unten. Einzig bei der Erklärung, ob die Corioliskraft dafür verantwortlich ist, scheiden sich die Geister. Vor Ort wird es damit erklärt; Wikipedia widerspricht diesem. Zum Abschluss soll jeder versuchen, mit geschlossenen Augen und ausgebreiteten Armen entlang der Äquatorlinie zu balancieren. Es gibt nur sehr Wenige, denen das gelingt, da unser Gleichgewichtssinn mächtig gestört wird. Auch kann man feststellen, dass sich die Weltmeere entlang des Äquators ausgesprochen ruhig verhalten. Zu guter Letzt erfahren wir noch, dass man hier rund 1kg leichter ist als in unseren Breiten. Sehr interessant. Inzwischen ist es kurz vor zwei und verdächtig dunkel um mich herum. Tatsächlich dauert es nicht lange und ich fahre in ein Unwetter mit Hagel hinein. Bis zum Hostel ist meine Hose patschnass. Glücklicherweise ist meine am Morgen abgegebene Wäsche schon fertig und ich kann wieder trocken in den nächsten Bus in die Altstadt steigen. Quito gefällt mir insgesamt sehr gut, wurde es bereits 1978 zusammen mit Krakau als erste Städte von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Die älteste Kirche San Francisco ist reich verziert und wirklich schön.
Das kann man vom Inneren der Basilika Del Voto Nacional, der größten neo-gotischen Kirche ganz Amerikas mit Platz für 10.000 Menschen, nicht behaupten.
Da das Wetter nicht einladend ist, erspare ich mir den Aufstieg, zumal ich die Höhe (2.850m ü.NN) deutlich spüre und außer Atem komme. Bei einem netten Schuster lasse ich meine Wanderschuhe für $4,- professionell nähen. Dafür schlitzt er mit einem Messer eine Furche, in der dann der Faden eingenäht wird. Welch ein Aufwand! Das sollte für die restliche Reise ausreichen.
Di 31.5.2016
Nach wesentlich besserer Nacht telefoniere ich mit Herrn Kleinknecht, der mir ein Luftfrachtangebot für US$3.100,- nach Frankfurt machen kann. Dann hätte ich Flecha wenigstens gleich zu Hause und nicht den großen Umstand in Cartagena mit der Hafenbehörde, der Drogenbehörde, dem Zoll etc. Jetzt warte ich noch auf ein Angebot nach München, bevor ich mich entscheide. Mit einem Taxi lasse ich mich zum „Capilla Del Hombre“ bringen, dem Museum und Wohnhaus des Künstlers Guayasamín, der 1999 hier verstarb und unter dem „Lebensbaum“ in seinem Garten vergraben ist. Neben Bildern, die als Thema zumeist Tod, Schrecken, Vergewaltigung, Sklaverei, Schmerz, Leid und Hoffnung haben, sind auch Skulpturen sowie sein Wohnhaus mit vielen Sammlerstücken aus aller Welt zu sehen. Die Führung nur durch das Museum dauert 75 Minuten ist eine der besten Führungen gewesen, die ich je hatte, da zu jedem Bild eine detaillierte Beschreibung folgt. Das beeindruckendste Bild für mich besteht aus 6 gleichgroßen, quadratischen Teilen, die in über 200.000 Möglichkeiten angeordnet werden können und entsprechend unterschiedliche Interpretationen ergeben. Daran hat Guayasamín sieben Jahre gearbeitet. Im Gegensatz dazu zeigt ein Film, wie er den Musiker Paco de Lucia nur mit einem Spachtel innerhalb einer Stunde genial portraitiert. Leider darf man innen keine Fotos machen.
Nach über zwei Stunden verlasse ich das Museum und aufgrund der schlechten Verbindung nehme ich ein Taxi zur Talstation des TeleferiQo, einer Seilbahn im Westen von Quito, die mich innerhalb von 8 Minuten von 3.100m auf 4.100m Höhe bringt.
Leider bin ich etwas zu spät, denn dunkle Gewitterwolken ziehen bereits vom Vulkan Pichincha über die Stadt und bald fängt es an zu regnen und es wird ungemütlich frisch. Als ich gerade wieder an der Talstation ausgestiegen bin, schlägt der Blitz unmittelbar nebenan ein und legt die Stromversorgung lahm. Die Armen, die jetzt in den Gondeln verharren müssen, bis der Strom wieder da ist. Interessanterweise sind die Hinweise in der Gondel in Deutsch, Englisch, Italienisch und Französisch. Spanisch fehlt! Ob das daran liegt, dass es ein französischer Hersteller ist? Den restlichen Nachmittag verbringen ich in einem Café bei Kaffee und Kuchen. Wetterbesserung für heute: nicht in Sicht.